Liebeserklärung an die Fertigung
Die wichtige Rolle der Fertigung für eine Volkswirtschaft hob Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Konrad Wegener, Institutsvorsteher, IWF Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung, ETH Zürich, hervor. Er verwies darauf, dass der Wohlstand wesentlich von der Fähigkeit abhängt, Produkte zu entwickeln und herzustellen. Die Fertigung bildet auch die Grundlage für den Weg zur Dienstleistungsgesellschaft. Mit dem Aufkommen des Internets und des Online-Handels ist die Bedeutung der Fertigung etwas in Vergessenheit geraten. Oft wird nur gesehen, dass Online-Giganten mit Daten unermessliche Gewinne machen. Im Gegensatz dazu erscheint die Fertigung von Produkten als nebensächlich. Wegener betonte aber, dass Dienstleistungen oft direkt an ein Produkt geknüpft sind. Für ihn ist deshalb klar: «Eine Produktidee ohne die fertigungstechnischen Möglichkeiten ist für die Tonne. Ohne Produktionstechnik – kein Hightech.»
Ohne Fachkräfte keine erfolgreiche Industrie
Neben einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehen Kareen Vaisbrot, Mitglied der Geschäftsleitung Swissmem und Sandra Forster-Bernacchia, Chief Human Resources Officer von V-ZUG AG drei Wege, um den Fachkräftemangel zu mildern: Erstens müssen sich Mitarbeitende lebenslang fortbilden, um möglichst lang im Arbeitsprozess bleiben zu können. Zweitens muss die Automatisierung und Digitalisierung weiter vorangetrieben werden, damit sich der Fachkräftemangel entschärft und drittens sind auch vonseiten Politik Lösungen gefragt. Die Individualbesteuerung würde beispielsweise für Frauen Anreize schaffen, mehr zu arbeiten.
Wunsch und Realität bei der E-Mobilität
Beim Blick in die Zukunft darf das Thema Elektromobilität nicht fehlen. Stephanie Schliffski, Managing Director, StratMa International Sarl, rief dem Publikum in Erinnerung, dass in der EU ab 2035 nur noch klimaneutrale Neuwagen verkauft werden dürfen. Die Fahrzeughersteller richten derzeit ihre Strategien ganz darauf aus. Klar ist jedoch, dass die heutige Ladeinfrastruktur unzureichend ist. Darüber hinaus ist zweifelhaft, ob es genügend Rohstoffe für eine vollständig batteriebetriebene E-Mobilität gibt. Zwischen Wunsch und Realität klafft deshalb eine grosse Lücke.
Und was sagen die Industrieunternehmen?
Die Corona-Pandemie hat dem gut geölten System globaler Lieferketten einen Dämpfer versetzt. Die Unternehmen haben mit Lieferengpässen zu kämpfen, die durch Produktionsausfälle bei Lieferanten oder durch Probleme in der Logistik verursacht wurden. Für Alex Waser, CEO Bystronic AG, liegen die Ursachen für diese Störungen nicht nur in der Pandemie, sondern auch in politischen Entscheidungen und klimabedingten Naturkatastrophen. Der strategische Fokus der Bystronic AG ist deshalb auf nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle sowie eine gezielte Internationalisierung ausgerichtet. «Local-for-Local» schafft einen Mehrwert für lokale Kunden und auch Wachstum. Die Internationalisierung reduziert die Abhängigkeiten von einzelnen Märkten, steigert die Resilienz der Lieferketten, verbessert die Klimabilanz und erhöht lokal den Kundennutzen.
Der wichtigste Erfolgsfaktor zur Digitalen Transformation ist und bleibt der Mensch. Digitale Dienstleistungen sind nur dann erfolgreich, wenn sie relevant und sinnvoll für die Kunden sind.
Bei der Firma GF sichert die digitale Transformation gemäss Andreas Rauch, Head of Digital Business, primär das klassische Hardware-Business und ermöglicht neue Lösungen in verschiedenen Produktgruppen.
Für Dr. Chris Rennhard, CEO, LCA Automation AG, sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren kompetente und zufriedene Mitarbeitende sowie die Fähigkeit, wachsende und rentable Nischenmärkte zu identifizieren. Ein spannendes Potenzial für sein Unternehmen sieht Rennhard in der Automatisierung von Lowtech-Arbeiten. Dafür findet man in Branchen wie z.B. der Bau- und Landwirtschaft kaum mehr Fachkräfte. Wenn die Automatisierung gelingt, schafft man einen Mehrwert für den Kunden.
Die Zukunft liegt in Asien
Zum Abschluss des 20. Symposiums versuchte der Publizist Urs Schoettli dem Publikum die aktuelle Lage in und um China näher zu bringen. Er unterstrich: «Europa verkennt, dass heute die wichtigen Entscheidungen nicht mehr in New York, London und Frankfurt, sondern in Tokio, Peking und Mumbai getroffen werden. Wenn der Westen die Werte und Mentalität der Chinesen nicht versteht, wird er verlieren.» Sanktionen hält er für wirkungslos: «Für China ist Gesicht wahren genauso wichtig, wie Gesicht geben.» Deshalb sei es für Chinesen schwierig, Niederlagen einzugestehen. China hat in der Vergangenheit viel Mist gebaut», sagte Schoettli. «Aber jetzt sind sie wieder wer. Das soll man anerkennen.» An die Schweizer Industrie gerichtet, rät Schoettli: «Es ist Zeit, zu diversifizieren. Indien ist eine interessante Alternative».