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MEM-Industrie: Zahlreiche Risiken dämpfen die Freude über die aktuell gute Lage

Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) befindet sich in einer guten Verfassung. Die Auftragseingänge stiegen im ersten Quartal 2022 gegenüber der Vorjahresperiode um +11,9 Prozent, die Umsätze um +12,8 Prozent und die Güterexporte um +9,2 Prozent. Auch die in den letzten Jahren schwierige Ertragslage hat sich etwas entspannt. Wichtige Indikatoren weisen zwar auf ein weiteres Wachstum hin. Allerdings bilden steigende Rohstoff- und Energiepreise, sich verschärfende Lieferkettenprobleme, verstärkter Protektionismus sowie ein möglicher Rückfall in die Pandemie einen toxischen Cocktail, welcher die konjunkturelle Lage deutlich abkühlen könnte. Zudem besteht im kommenden Winter die Gefahr eines Versorgungsengpasses beim Erdgas, welcher die Industrie empfindlich treffen würde. Der Bund muss nun alles tun, um dies zu verhindern.

Die wirtschaftliche Erholung in der MEM-Industrie hat sich im ersten Quartal 2022 fortgesetzt. Die Umsätze erhöhten sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um +12,8 Prozent. Fast im Gleichschritt entwickelten sich die Auftragseingänge, welche im ersten Quartal im Vergleich zur Vorjahresperiode um +11,9 Prozent angestiegen sind. Der gute Auftragsbestand wirkte sich auch auf die Kapazitätsauslastung in den Betrieben aus. Sie erreichte im ersten Quartal 2022 den sehr hohen Wert von 91,9 Prozent, was deutlich über dem langjährigen Mittel von 86,2 Prozent liegt.  

Steigende Exporte in alle wichtigen Märkte

Die Güterausfuhren der Schweizer MEM-Industrie erhöhten sich im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahresquartal um +9,2 Prozent und erreichten einen Wert von 17,9 Milliarden Franken. Besonders ausgeprägt war das Exportwachstum nach Asien (+11,1%). Auch die Ausfuhren in die EU verzeichneten einen kräftigen Zuwachs (+9,8%), hingegen fiel der Exportzuwachs in die USA etwas moderater aus (+5,9%). Alle wichtigen Warengruppen konnten bei Export zulegen. So stiegen die Ausfuhren bei den Metallen um +14,9 Prozent, bei den Präzisionsinstrumenten um +9,4 Prozent, im Bereich Elektrotechnik / Elektronik um +7,5 Prozent und im Maschinenbau um +6,0 Prozent. 

Erfreuliche aktuelle Lage …

Die aktuelle Lage präsentiert sich in den meisten Firmen der MEM-Industrie auf den ersten Blick erfreulich. Nur wenige Subbranchen, wie z.B. die Automobilzulieferer, haben mit ernsten Problemen zu kämpfen. Das Volumen der Auftragseingänge ist mehr als einen Viertel höher als jenes vor der Pandemie. Die Umsatzentwicklung hinkt demgegenüber noch hinterher. Die Umsätze lagen im ersten Quartal 2022 erst vier Prozent über dem Vorkrisenniveau. Die Gründe dafür sind die zahlreichen Lieferkettenprobleme, die seit Mitte 2021 die Auftragsabwicklung verzögern. Hier dürfte es in den kommenden Monaten zu einem Aufholeffekt kommen.

Im vergangenen Jahr hat sich auch die Ertragslage in den MEM-Betrieben verbessert. Für das Jahr 2021 wiesen 55 Prozent der Firmen auf Stufe EBIT eine industrieübliche bis sehr gute Marge aus. Gegenüber 2020 liegt dieser Wert um 10 Prozentpunkte höher. Die Anzahl Firmen, die auf Stufe EBIT eine Marge von weniger als 5 Prozent oder gar einen Verlust erzielt haben, hat sich um 10 Prozentpunkte auf 45 Prozent verringert. 

… viele Risiken beim Ausblick

Die Unternehmerinnen und Unternehmer der MEM-Industrie blicken vorsichtig positiv in die nahe Zukunft. Für die kommenden zwölf Monate rechnen 35 Prozent mit höheren und 47 Prozent mit gleichbleibend hohen Auftragseingängen aus dem Ausland. 18 Prozent erwarten sinkende Auftragseingänge, womit sich dieser Anteil seit dem vierten Quartal 2021 um fünf Prozentpunkte erhöht hat.

Die Folgen des Krieges in der Ukraine und des Lockdowns in China kommen in den Zahlen des ersten Quartals 2022 nur beschränkt zum Ausdruck. Diverse Rückmeldungen aus der Swissmem-Mitgliedschaft zeigen für den April 2022 ein negativeres Lagebild. Wie schnell der Wind drehen kann, hat die MEM-Branche zuletzt in der Covid-Pandemie erfahren. Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, ist beunruhigt: «Mit Sicherheit werden sich wegen der Lockdowns in China und des Ukrainekrieges die Beschaffungsprobleme verschärfen. Eine Entspannung ist hier frühestens nächstes Jahr zu erwarten. Zusammen mit Preisanstiegen bei Rohstoffen und Vormaterialien, verstärktem Protektionismus sowie einem möglichen Rückfall in die Pandemie besteht ein toxischer Cocktail, der bereits in den kommenden Monaten die Nachfrage nach Investitionsgütern und langlebigen Konsumgüter verringern könnte.» .

Zudem bereitet die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale Sorgen. Dank den weltweiten Lieferkettenproblemen konnten Zulieferfirmen in der Schweiz – insbesondere KMU – vermehrt Aufträge gewinnen und mit Qualität und Liefertreue punkten. «Sollten übermässige Lohnerhöhungen eine Lohn-Preis-Spirale auslösen, wird der Standortvorteil der Zulieferindustrie wieder verspielt», betont Stefan Brupbacher. «Die Inflation in der Schweiz ist vergleichsweise tief. Es gilt nun den Schweizer Zulieferfirmen die Chance offen zu halten, sich in neu bildenden Lieferketten zu positionieren.»

Rationierung von Gas verhindern

Je nach Entwicklung des Krieges in der Ukraine droht im kommenden Winter in der Schweiz ein Versorgungsengpass beim Erdgas. Wenn die Versorgungssicherheit mit Gas nicht zu 100 Prozent gegeben ist, besteht die Gefahr, dass in vielen Industriebetrieben die Produktion eingestellt werden muss. Martin Hirzel, Präsident Swissmem, fordert: «Es darf keine Gasrationierungen geben, denn für viele Industriefirmen wäre dies existenzbedrohend. Der Bundesrat muss jetzt alles tun, um einen Versorgungsengpass zu vermeiden.» Martin Hirzel wertet es deshalb positiv, dass der Bundesrat mit einer dringlichen Verordnung die Gasbranche verpflichtet hat, Speicherkapazitäten in den Nachbarländern und Optionen für zusätzliche Gaslieferungen zu sichern. Das wird jedoch nicht ausreichen. Es braucht einen nationalen Effort, um den Verbrauch zu senken. So würde beispielsweise eine Reduktion der Raumtemperaturen in öffentlichen Gebäuden, Firmen und in den Haushalten um zwei bis drei Grad den Gasverbrauch um 15 bis 20 Prozent senken. «Der Bundesrat muss mit einer Kampagne Wirtschaft und Bevölkerung frühzeitig sensibilisieren und sie zu freiwilligen Massnahmen beim Gasverbrauch motivieren», schlägt Martin Hirzel vor. «So soll eine Rationierung verhindert werden, welche Industriefirmen und deren Arbeitsplätze in Gefahr bringen.»


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Letzte Aktualisierung: 23.05.2022