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Das Politjahr 2022: In der Krise ist die Industrie unverzichtbar

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Das vergangene Jahr 2022 war für die Schweizer Industrie ein weiteres politisches Krisenjahr: Der Angriff Russlands auf die Ukraine brachte grosse Verwerfungen mit sich. In der Energiekrise konnte die Industrie hingegen beweisen, dass sie zu den unverzichtbaren Branchen dieses Landes gehört. Der Erfolg in der Abstimmung zur Reform der AHV stimmt zuversichtlich für die Zukunft.

Die Schweizer Industrie hat schwierige Jahre hinter sich: Nach dem Abflachen der Pandemie zu Beginn des Jahres 2022 bestand die Hoffnung, dass sich das politische Umfeld endlich wiederberuhigen würde. Doch der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine machte diese Hoffnung zunichte. Die Industrie trug die Sanktionen der Schweiz gegen Russland von der ersten Minute an mit, wissend, dass dadurch weitere Herausforderungen auf die Betriebe zukommen würden. Die Firmen standen vor der Situation, dass sie Lieferketten kurzfristig neu strukturieren und möglicherweise Niederlassungen in Russland, Belarus und der Ukraine neu organisieren mussten. Mit Hilfe von Swissmem sowie Stellen des Bundes konnten die notwendigen Informationen rasch vermittelt werden. Ebenso berieten unsere Spezialistinnen und Spezialisten zahlreiche Mitglieder in der korrekten Anwendung der Sanktionen.

Leider ist keine rasche Beendigung des Krieges zu erwarten. Die Bedrohung, der Europa als Folge dieser Situation noch länger gegenüberstehen wird, verändert unsere Sicherheitsordnung massiv. Swissmem sprach sich deshalb für eine Steigerung der Verteidigungsausgaben der Schweiz aus, während unser Land langfristig insbesondere aufgrund seiner Technologieunternehmen zum Wiederaufbau der Ukraine wird beitragen können.

Die Industrie als Schlüsselbranche zur Bewältigung der Energiekrise

Spätestens im Sommer 2022 wurde immer offensichtlicher, dass die Schweiz von der Energiekrise Europas nicht verschont bleiben würde. Obwohl der Anteil von Gas am Gesamtenergieverbrauch relativ zu anderen Industrieländern wie etwa Deutschland geringer ist, trafen massive Preissteigerungen für Gas und insbesondere Strom auch unsere Unternehmen. Die Schweizer Industrie machte früh klar: Einerseits sind unsere Betriebe auf eine sichere Versorgung mit Energie, in erster Linie Strom und Gas, essenziell angewiesen. Industrielle Prozesse können nicht einfach von einer Stunde auf die andere gestoppt und wieder hochgefahren werden. Ein Ofen, der mit über 1000 Grad Celsius Metalle schmelzt, braucht Tage, um auf diese Temperatur zu kommen.

Deshalb unterstützt Swissmem die Sparkampagne des Bundes – und bedauert, dass der Bund dafür immer noch keine relevanten Botschafter wie Roger Federer oder unsere WM-Fussballer sowie bekannte Persönlichkeiten aus Kultur und Kunst mobilisieren konnte.

Wir wollen jedoch keine staatlichen Eingriffe in die Preisbildung oder Subventionen zur Dämpfung der hohen Energiepreise. Begrüssenswert ist, dass der Bundesrat die Voraussetzungen geschaffen hat für Firmen mit Zweistoffanlagen einfacher von Gas auf Öl umzustellen. So konnte der Gasverbrauch in der Industrie massgeblich gesenkt werden.

Die Energiekrise erfordert schnelles Handeln für den Zubau neuer Produktionskapazitäten. Dies setzt voraus, dass die Bewilligungsverfahren effizienter werden. In rascheren Verfahren liegt Chance und Verantwortung der Energiekrise. Unsere Industriebetriebe sind dahingehend unverzichtbar, um mit ihren Technologien und Lösungen dazu beizutragen, dass die Schweiz die Situation meistert. Zudem ist die Bereinigung der undurchsichtigen und ineffizienten Stromverteilungsstruktur unseres Landes dringend. Dazu braucht es politisch die richtigen Weichenstellungen, wofür sich Swissmem mit voller Kraft einsetzt. Der Ausbau von Produktionskapazitäten unter der Bedingung der Technologieoffenheit und der Nachhaltigkeit gehört zu den Forderungen, welche wir auch nach dem Jahreswechsel vehement vertreten werden.

Ein erfreuliches Ja des Volkes zur AHV-Reform

Die wichtigste Abstimmung des Jahres war für die Industrie der Urnengang zur AHV-Reform. In Zeiten des Fachkräftemangels besteht weiterhin ein grosser Bedarf, dass die Menschen länger arbeiten und für Frauen wie Männer das gleiche Rentenalter gilt. Die Reform sichert zudem für die nächsten Jahre die finanzielle Gesundheit der AHV – was wiederum ein Standortfaktor für die Schweiz ist und die Planbarkeit für die Unternehmen sicherstellt. Swissmem engagierte sich deshalb in der Abstimmung. Unter anderem bauten wir gemeinsam mit Lernenden aus unseren Betrieben eine Weltrekord-Wippe auf, um die Ausbalancierung der AHV zu verdeutlichen. Dass wir dazu beitragen konnten, die Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu überzeugen, stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft.

Die Schweiz muss jetzt unbedingt beweisen, dass sie weitere Reformen zu stemmen vermag. Bleiben wir auch 2023 und in den Jahren danach ein Land, dass seine Verantwortung für einen starken Werkplatz und die damit verbundenen Arbeitsplätze wahrnimmt. So kommen wir am besten durch die zahlreichen Stürme, welche die Geopolitik über uns bringt. Und erkennen wir, dass wir mit den hervorragenden Schweizer Industrieunternehmen alle Trümpfe in der Hand halten, um die Herausforderungen unserer Zeit, etwa Klimawandel und die Energiekrise, zu meistern.

Deshalb wünsche ich gerade unseren politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern eine besinnliche Adventszeit – besinnlich auf die Stärken unseres Landes und auf die Stärken unserer Wirtschaft.

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Letzte Aktualisierung: 15.12.2022