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Energiebedarf der Schweizer MEM-Industrie weiter rückläufig

Der Energiebedarf der Schweizer MEM-Industrie ist im Jahr 2014 weiter zurückgegangen. Mit 16‘650 TJ (4‘630 GWh) verbrauchten die Swissmem-Mitgliedfirmen rund 40% weniger Energie als 1990. Im Vorjahresvergleich betrug die Senkung 4,1%. Dass der Rückgang 2014 besonders deutlich ausfiel, hing auch mit der ausserordentlich milden Witterung zusammen. Diese liess die Heizölnachfrage förmlich zusammenschmelzen und trug auch zu einer deutlichen Senkung des Erdgasbedarfs bei. Entsprechend nahmen auch die CO2-Emissionen um über 10% auf 389‘200 Tonnen ab.

Trotz eines verregneten Sommers war das Jahr 2014 in der Schweiz das wärmste Jahr seit Beginn der systematischen Messungen 1864. Entsprechend wenig Energie wurde für Heizzwecke benötigt, was den Heizölbedarf um 32% und den Erdgasbedarf um über 7% sinken liess.

Der markante Rückgang des Energiebedarfs in der langfristigen Betrachtung seit 1990 lässt sich dagegen nicht durch die Wetterentwicklung erklären. Er ist das Resultat einer Vielzahl von Faktoren, zu denen Energiesparmassnahmen ebenso zählen wie strukturelle Veränderungen innerhalb der Branche. In den letzten Jahren zeichnet sich – abgesehen von einigen klimatischen und wirtschaftlichen Extremereignissen – eine Abflachung der Bedarfskurve ab, was wohl darauf hinweist, dass die «Lowest Hanging Fruits» bei den Energieeffizienzmassnahmen in vielen Unternehmen abgeerntet sind.

Einbruch der Heizölnachfrage

Strom deckt rund die Hälfte des Energiebedarfs der MEM-Industrie. 2014 betrug sein Anteil am Energieverbrauch 55,5%. Mit 9‘240 TJ (2‘570 GWh) verbrauchten die Swissmem-Mitglieder 0,9% mehr als im Vorjahr.

Zweitwichtigster Energieträger ist das Erdgas. Seit 1990 hat dieser Energieträger für die Industrie an Bedeutung gewonnen. Die Nachfrage nahm vor allem in den Neunziger Jahren stark zu und schwankt seither auf hohem Niveau. Der Erdgasverbrauch ist seit 1990 absolut um 13,9% auf 5‘500 TJ (1‘530 GWh) gestiegen. Da die Nachfrage nach den meisten anderen Energieträgern in diesem Zeitraum zurückgegangen ist, ist der Anteil des Erdgases am Energiebedarf der Swissmem-Mitgliedfirmen – trotz des Nachfragerückgangs 2014 – von 16,7% im Jahr 1990 auf 33% im 2014 gestiegen.

Dagegen verliert Heizöl rasant an Bedeutung. Mit einem Anteil von 4,2% am Gesamtenergiebedarf spielte es in der Industrie 2014 erstmals eine geringere Rolle als die Nah- und Fernwärme, die 4,4% zur Deckung des Energiebedarfs beitrug. Da es sich dabei um den Nettowert aus Wärmebezug und –Abgabe handelt, lag der Nah- und Fernwärmebezug in Realität noch höher.

Zum drastischen Rückgang der Heizölnachfrage im Jahr 2014 dürfte neben der ungewöhnlich milden Witterung auch die Erhöhung der CO2-Abgabe auf Brennstoffen per 1. Januar 2014 beigetragen haben. Diese hat wohl viele Kunden dazu bewegt, ihre Heizöltanks noch vor dem Jahreswechsel aufzufüllen. Für die langfristige Senkung des Heizölbedarfs sind dagegen vor allem Energiespar- und Substitutionsmassnahmen wie eine verbesserte Gebäudeisolation oder der Ersatz von Ölheizungen durch Gasheizungen, Wärmepumpen oder Fernwärme verantwortlich. Mit 690 TJ (190 GWh) verbrauchten die Swissmem-Mitgliedfirmen 2014 satte 91% weniger Heizöl als im Jahr 1990.

Energieverbrauch der Schweizer MEM-Industrie 1990-2014 (in TJ; 1 TJ = 278 x 103 kWh)

Der verbleibende Energiebedarf der MEM-Industrie wird durch geringe Mengen von Abfällen und Holz (0,6%) sowie Kohle und Koks (2,3%) gedeckt. Letztere werden prozessbedingt für die Stahlherstellung benötigt und sind daher nur sehr eingeschränkt für Sparmassnahmen zugänglich.

Energiebedarf pro beschäftigte Person bleibt konstant

Seit 1990 haben die Zahl der beschäftigten Personen und der Energiebedarf der MEM-Industrie etwa im gleichen Umfang abgenommen. Damit hat sich auch der Energiebedarf pro beschäftigte Person nach einer Zunahme zwischen 1994 und 2004 wieder nahezu an den Stand von 1990 angeglichen. 2014 lag er im Branchendurchschnitt bei 116 Gigajoule (GJ) pro Person, im Vergleich zu 119 GJ im Jahr 1990.

Angesichts der sehr unterschiedlichen Prozesse bestehen zwischen den verschiedenen Subbranchen der MEM-Industrie bezüglich Energieintensität markante Unterschiede. Am höchsten war der Energieverbrauch pro Person 2014 in der Metallindustrie (771 GJ), am tiefsten im Maschinenbau (63 GJ). Zieht man die drei grössten Energieverbraucher ab, betrug der Energieverbrauch in der Metallindustrie noch 256 GJ pro Person.

CO2-Emissionen auf neuem Tiefstwert

Der Einbruch der Heizölnachfrage und die Senkung des Erdgasverbrauchs liessen 2014 die CO2-Emissionen der MEM-Industrie deutlich sinken. Gegenüber dem Vorjahr reduzierten sie sich um 10,4% auf 389‘200 Tonnen und unterschritten damit erstmals den Wert von 400‘000 Tonnen. Während die CO2-Emissionen der MEM-Industrie früher in erster Linie der Verbrennung von Heizöl zuzuschreiben waren, stammten 2014 annähernd 78% aus der Verbrennung von Erdgas, 13% aus Heizöl und die restlichen 9% vorwiegend aus Kohle und Koks, die für gewisse Prozesse in der Stahlherstellung benötigt werden.

Seit 1990 sind die CO2-Emissionen der Swissmem-Mitgliedfirmen um über die Hälfte (-55,5%) zurückgegangen. Dass die CO2-Emissionen stärker abgenommen haben als der Energiebedarf, lässt sich durch die fortlaufende Substitution von Heizöl durch Erdgas und Elektrizität (z.B. für Wärmepumpen) erklären.

CO2-Emissionen der Schweizer MEM-Industrie 1990-2014 (in t CO2)

Durch die energetische Optimierung ihrer Prozesse und Infrastruktur sowie durch die Entwicklung neuer und verbesserter energieeffizienter Produkte hat die MEM-Industrie auch im vergangenen Jahr einen wesentlichen Beitrag zu Energieeffizienz und Klimaschutz geleistet. Wie der Reduktionsverlauf zeigt, sind grosse Sprünge in den Unternehmen zunehmend schwierig zu realisieren, doch die Potenziale sind noch lange nicht ausgeschöpft – weder was die fossilen Energieträger, noch was den Strombedarf angeht. Die Erfahrung zeigt, dass eine systematische Verbrauchsanalyse in den allermeisten Unternehmen noch immer ungenutzte wirtschaftliche Einsparpotenziale zutage fördert. Bei der Identifikation und Umsetzung von Klimaschutz- und Energieeffizienzmassnahmen werden die Unternehmen seit über 10 Jahren von der Energieagentur der Wirtschaft unterstützt.

Zur Swissmem Energie- und CO2-Statistik

Swissmem führt seit den achtziger Jahren die Energie- und CO2-Statistik der Schweizer MEM-Industrie. Die Datenerhebung erfolgt im Rahmen der jährlichen Gesamtenergiestatistik des Bundesamts für Energie. Gegenwärtig liefern rund 130 Mitgliedfirmen Energieverbrauchsdaten für die Statistik. Auf dieser Grundlage werden Energieverbrauch und CO2-Emissionen für die ganze Swissmem-Mitgliedschaft hochgerechnet.

Die Entwicklung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen der MEM-Industrie wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Neben Energieeffizienz- und Substitutionsmassnahmen spielen auch Konjunkturlage, Strukturwandel und Produktionsverlagerungen sowie die Witterungsverhältnisse eine Rolle. Insgesamt lässt die nachhaltige Senkung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen bei steigender Wertschöpfung jedoch auf einen starken Willen der Branche zur Verbesserung ihrer Umweltleistung schliessen.

Die Energie- und CO2-Statistik liefert dem Verband eine wichtige Faktenbasis für seine Energie- und Klimapolitik. Die teilnehmenden Unternehmen erhalten zudem einen Verbrauchsbenchmark, der ihre Position im Branchenvergleich aufzeigt. Unternehmen, die sich für eine Teilnahme an der Statistik interessieren, setzen sich bitte mit Sonja Studer in Kontakt.

Kontakt: Sonja Studer, Ressortleiterin Energie

e-mail s.studernoSpam@swissmem.ch

Tel. +44 384 48 66