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Halbleiterindustrie in der Schweiz – bedeutend, aber wenig sichtbar

Europa und die USA wollen die Lieferabhängigkeit von Asien im Bereich Halbleiter reduzieren. Auch in der Schweiz gibt es Bemühungen, die Chipbranche zu stärken. Swissmem hat den Industriesektor Semiconductors gegründet, um der Bedeutung des Sektors Rechnung zu tragen und die Anliegen der Unternehmen zu bündeln.

Mikrochips sind winzig und dennoch enorm wichtig für das Funktionieren vieler Produkte und Maschinen. Im Zuge der Coronakrise waren Halbleiter aufgrund von Störungen in den Lieferketten plötzlich Mangelware. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt, die Verfügbarkeit ist jedoch nach wie vor kritisch. Hinzu kommen geopolitische Spannungen zwischen China und den USA. Die von China bedrohte Inselrepublik Taiwan ist die wichtigste Chiplieferantin der Welt – eine Eskalation des Konflikts könnte potenziell verheerend sein für den weltweiten Chipnachschub.

Heterogene Branche

Nach Schätzung von Swissmem gibt es in der Schweiz etwa 100 Unternehmen mit rund 15'000 Angestellten in diesem Bereich Semiconductors. «Doch die Branche ist in der Schweiz völlig unbekannt», sagt Estella Copei von der Espros Photonics. «Die Firmen bilden keine homogene Einheit und finden daher kein Gehör für ihre Anliegen».

Gleichzeitig steigt ihre Bedeutung. Urs Gantner, Executive President Semiconductor Solutions Group der VAT, betont, dass «die Halbleiterindustrie durch die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft zu einem systemrelevanten Wirtschaftszweig geworden ist.»

Deshalb hat Swissmem im Januar 2023 den Industriesektor Semiconductors (SEMI) gegründet. An der Gründungsversammlung waren über 50 Teilnehmende aus 37 Firmen und Organisationen dabei. Ziel ist des Netzwerks ist es, die Bedeutung der Branche in Politik und Gesellschaft bewusst zu machen, sich für gute Rahmenbedingungen einzusetzen sowie Forschung, Kooperationen und Förderinstrumente zu stärken.

Ökosystem stärken

Hierfür sind auch entsprechende Rahmenbedingungen nötig. Gemäss Christoph Scheiring von der Besi Switzerland braucht es die erneute Integration des Forschungsstandorts Schweiz in den europäischen. Und dann ist es auch eine Frage der Verfügbarkeit von Talenten. Estella Copei betont, dass die Ausbildung auf Hochschulstufe sehr gut sei, es jedoch an Ausbildungen auf den Niveaus Berufsschule, Höhere Fachschule und Fachhochschule fehle. Urs Gantner von der VAT wiederum verweist darauf, dass auch ein einfacherer Zugang zu gut ausgebildeten ausländischen Mitarbeitenden nötig sei.

Stark in Nischenmärkten

Im Zuge der Chipkrise und des Säbelrasselns um Taiwan gibt es auch Stimmen, die sich einen Ausbau des Sektors in der Schweiz wünschen und dafür plädieren, die Halbleiterproduktion in die Schweiz zurückzuholen. Urs Gantner von VAT hält fest, «man müsse als kleine Schweiz realistisch bleiben. Mit den begrenzten Ressourcen zum Beispiel bei Personal oder Zulieferern und dem erforderlichen Zeitaufwand ist es illusorisch, in der Schweiz eine eigene leistungsfähige und wirtschaftliche Halleiterindustrie aufzubauen». Das Potenzial der technologisch stark segmentierten Branche liegt in Nischenmärkten, in denen sie eine führende Rolle spielt.

Quelle: Artikel «Halbleiter – klingt langweilig? Warum Sie sich trotzdem dafür interessieren sollten»,
erschienen im St. Galler Tagblatt am 11. Februar 2023

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Letzte Aktualisierung: 20.02.2023