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Journée Swissmem: Berufsbildung in einer international vernetzten Welt

Wie reagiert die berufliche Grundbildung auf eine zunehmend globalisierte Arbeitswelt? Der Journée Swissmem thematisierte die Herausforderungen der beruflichen Mobilität und zeigte Lösungsansätze auf.

Globalisierung erfolgt auf verschiedenen Ebenen: technologisch, institutionell und mental, wie am Journée Swissmem vom 24.1.2014 in Genf deutlich wurde. Alt Bundesrat Joseph Deiss hob in seinem einleitenden Referat vor allem die Wichtigkeit des dritten Aspekts, der geistigen Offenheit gegenüber der Welt, hervor. Als ehemaliger Präsident der 65. Uno-Vollversammlung und amtierender Präsident von Alstom Schweiz bewegt er sich permanent auf internationalem Parkett und ist daher aus persönlicher Erfahrung überzeugt, dass die internationale Vernetzung ganz entscheidend für den Wohlstand in der Schweiz ist. Denn: Die Schweiz gehört zu den Globalisierungsgewinnern.

Galt es bis in die Neunzigerjahre noch als gegeben, dass die Schweiz als rohstoffarmes Land mit einem permanenten Handelsbilanzdefizit leben muss, hat sich die Exportbilanz in den vergangenen Jahren umgekehrt: Dank innovativen Unternehmen, einem flexiblen Ausbildungssystem und einer generellen Öffnung gegenüber Europa und neuen aufstrebenden Märkten ist es der Schweiz in den vergangenen Jahren gelungen, mehr Produkte zu exportieren als sie aus dem Ausland einführt.

Diese erstaunliche Leistung dürfe jedoch nicht dazu führen, in Genügsamkeit und Selbstgefälligkeit zu verfallen, so Deiss. Wie auch Swissmem-Direktor Peter Dietrich in seinem Referat ausführte, beruhe der Erfolg nicht nur auf einer geistigen Flexibilität und Offenheit, sondern auch auf institutionellen Aspekten. Deiss und Dietrich wandten sich entschieden gegen die SVP-Abschottungsinitiative, welche bei einer Annahme zur Aufkündigung der Bilateralen Verträge mit der EU führen würde. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, auf denen der Erfolg der Schweizer Unternehmen beruhe, seien stets aufs Neue zu bestätigen und zu erkämpfen.

Dass innovative Unternehmen und engagierte, gut ausgebildete Fachkräfte allein nicht genügen, wurde auch bei der folgenden Podiumsdiskussion zur dualen Berufsbildung deutlich: Nur durch das konstruktive Zusammenspiel zwischen Ausbildungsbetrieben, Branchenorganisationen und staatlichen Behörden können die Chancen und Potenziale letztlich ausgeschöpft werden.

Einblicke in erste Pilotprojekte

In der Praxis ist Mobilität in der Berufsbildung auf vielfältige Weise möglich. Sie birgt stets Unsicherheiten, versteckte Hürden und Überraschungen, doch wie die Erfahrungsberichte von Lernenden am Journée Swissmem eindrücklich aufzeigten, ist sie auch stets bereichernd und mit einem hohen Lerneffekt verbunden.

Der Beginn ihres Auslandaufenthalts war für die Lernenden von Bobst buchstäblich mit einem Sprung ins kalte Wasser gleichzusetzen: unverständliche Sprache, unbekannte Unterkunft, ungewisse Freizeitgestaltung. Am Ende der 39 Wochen stand der Wunsch, das Ganze sei doch nicht bereits vorbei. Dazwischen: viele neue Bekanntschaften und Freundschaften, zahlreiche Stunden Distance Learning via Skype und die E-Learning-Plattform moodle sowie das Kennenlernen neuer Maschinen, einer neuen Sprache und kultureller Eigenheiten.

Wie die Beteiligten anschaulich aufzeigten, ist eine positive Einstellung und Zusammenarbeit bei einem Auslandprojekt entscheidend: Erst die Flexibilität der betrieblichen Ausbildner, die Sonderefforts der Berufsschule CPNV und die Offenheit von Lernenden und Eltern machten es überhaupt möglich, wichtige erste Erfahrungen zu sammeln. Eine zusätzliche Unterstützung bieten dabei auch das Programm Leonardo da Vinci und die ch Stiftung (www.chstiftung.ch).

Neue Lehrmittel unterstützen die berufliche Mobilität

Die Mobilität in der Berufsbildung ist bei Swissmem bereits seit einigen Jahren ein Thema von Bedeutung. So wirkte Swissmem zum Beispiel von Beginn an als Partnerin im Projekt Vocational Education Training India mit, das vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation mitinitiiert wurde. Zusammen mit neun Unternehmen hatte man sich im Jahr 2008 zum Ziel gesetzt, in Indien neue Ausbildungen im Bereich Polymechanik für die lokale Bevölkerung anzubieten. Bereits im Jahr 2011 konnten erste Swissmem-Diplome vergeben werden.

Gemäss Arthur Glättli, Leiter Swissmem Berufsbildung, handle es sich aufgrund der zahlreichen kulturellen und behördlichen Hürden jedoch nicht um einen Export des hiesigen Bildungssystems, es sei vielmehr eine Adaptierung auf die lokalen Möglichkeiten. Durch die Entwicklung spezifischer englischsprachiger Lehrmittel (rund 2000 Seiten) und geeigneter Ausbildungsstandards (1-jährige und 2-jährige Ausbildungen) falle es den beteiligten Unternehmen künftig jedoch einfacher, an ihren ausländischen Standorten die geeigneten Fachkräfte zu finden.

In seinem allgemeinen Überblick zu den Dienstleistungen von Swissmem ging Olivier Habegger, Ansprechperson für Berufsbildungsthemen in der Romandie, auf die neuen E-Books von Swissmem ein, die ab dem kommenden Jahr auch in französischer Sprache zur Verfügung stehen werden. Die Möglichkeiten der E-Books erlauben es, orts- und zeitunabhängig zu lernen und eröffnen ganz neue Interaktionsformen zwischen Lernenden, Berufsschullehrern und Ausbildnern. Die neuen E-Books unterstützen so nicht nur die grenzüberschreitende Wissensvermittlung, sondern erleichtern auch ganz allgemein die Mobilität in der Berufsbildung.

Weitere Informationen:

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