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R&D in der Privatwirtschaft: Starke Ausrichtung auf nationale Ebene

Die Schweiz zieht bei der Beteiligung am 7. Rahmenprogramm der EU eine positive Zwischenbilanz. Der Anteil der teilnehmenden Unternehmen aus der Privatwirtschaft geht jedoch zurück.

Das Staatssekretariat für Bildung und Forschung (SBF) hat Informationen zur schweizerischen Beteiligung am Rahmenprogramm der EU veröffentlicht. Das aktuelle 7. Rahmenprogramm läuft seit 2007 und dauert noch bis 2013; es handelt sich also um eine Zwischenbilanz zu einem Zeitpunkt, bei dem knapp 40% des gesamten Programmbudgets vergeben sind.


Schweizer Forschung im europäischen Wettbwerb der Ideen an der Spitze dabei
Die vorläufige Bilanz lässt sich sehen: Aufgrund der Daten kommt das SBF zum Schluss, dass «die Schweizer Forschung im europäischen Wettbwerb der Ideen an der Spitze dabei ist». Das bestätigt Ergebnisse des «European Innovation Scoreboard». Die Erfolgsquote bei der Gesuchstellung liegt gesamthaft betrachtet derzeit bei 22.2%, bei den Projekten mit Schweizer Beteiligung hingegen bei 25.4%. Die Schweiz liegt in diesem «Ranking» hinter Belgien (26.7%), den Niederlanden (25.9%) und Frankreich (25.7%). Die bisher gut 2'000 Projektbeteiligungen der Schweiz im 7. Rahmenprogramm entsprechen 3.3% der Gesamtbeteiligung am 7. Rahmenprogramm, aus Sicht der Schweiz eine Steigerung gegenüber dem 6. Rahmenprogramm; im Ländervergleich – mit den Niederlanden an der Spitze (5.6%) – belegt die Schweiz damit den 9. Platz.

Interessanter als die Zahl der Projektbeteiligungen ist der Umfang der R&D-Förderung, die von Brüssel in die Schweiz fliesst: über 1.2 Milliarden Franken an Fördermitteln können Schweizer Forschende bis jetzt einsetzen. Das entspricht 4.3% der gesamthaft vergebenen Gelder; im 6. Rahmenlehrplan lag der Schweizer Anteil noch bei 3.1%. Die Schweizer Forschenden profitieren damit von Fördermitteln, die um einen Faktor 1.6 höher liegen als sie gemäss dem Finanzbeitrag beanspruchen könnten. Das unterstreicht die Wettbewerbsfähigkeit sehr schön.

Rückläufige Beteiligung der Privatwirtschaft
Ein Wermutstropfen bleibt aber: Die Schweiz spielt besonders stark in den beiden Bereichen «Ideas» und «Human Capital» auf, die beiden Bereiche, die in erster Linie die Forschung an Hochschulen fördern. Hier sei an die Schaffung des ERC (European Research Council) erinnert, das eine Funktion ähnlich jener des Schweizerischen Nationalfonds wahrnimmt (Förderung der Grundlagenforschung). Und genau das wiederspiegelt auch die Entwicklung der Beteiligung an den EU-Rahmenprogrammen: Die Hochschulen nehmen eine dominanter werdende Rolle ein, und die Beteiligung der Privatwirtschaft ist anteilsmässig rückläufig. Über 500 Millionen Franken flossen in die Institutionen des ETH-Bereichs und rund 330 Millionen Franken in die Universitäten; das sind zusammen gut 68% des Mittelrückflusses! – Die Privatwirtschaft wurde mit 247 Millionen Franken unterstützt (20%). Im 6. EU-Rahmenprogramm lag der Anteil noch bei 25.5%.

Eine aktuelle Untersuchung von Luedi Consulting R+D bestätigt diesen Befund: Im Jahr 2011 hat die Schweiz mit ihren Beteiligungen am 7. Rahmenprogramm der EU so zugelegt wie nie zuvor – aber: erstens nimmt die Zahl der partizipierenden Firmen ab, und zweitens steigt der Anteil der Firmen, die an mehreren Projekten parallel beteiligt sind. Dieser Befund ergänzt die Entwicklung bei der schweizerischen R&D-Förderung sehr schön: Die Kommission für Innovation und Technologie (KTI) fördert die Fachhochschulen immer stärker, während die Fördermittel der KTI für ETH-Bereich und Universitäten rückläufig sind. Das heisst, dass für die Schweizer Wirtschaft die Attraktivität der Fachhochschulen als Kooperationspartner markant gestiegen ist. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die Firmen vermehrt kurzfristig wirksamen R&D-Projekten widmen.

Swissmem fordert nachhaltige Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung durch die KTI
Dass sich die KTI einer sehr grossen Beliebtheit erfreut, haben die Sondermassnahmen des Bundesrates von 2011 gezeigt. Unschön an der Sache ist, dass eine enorme Anzahl von Projektgesuchen ohne Evaluation mangels Fördermitteln zurückgewiesen wird – einmal mehr! Swissmem setzt sich seit Jahren für eine tragbare Lösung ein; allerdings ist diese noch immer nicht in Sicht. Unser langfristiges Ziel ist eine nachhaltige Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung durch die KTI. Die heutige «Stop and go»-Förderpolitik hemmt den Technologietransfer.