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Schweizer Unternehmen mit richtigem Fokus im Klimaschutz?

Schweizer Unternehmen nehmen rege an der Umfrage des Carbon Disclosure Project (CDP) teil und erreichen im internationalen Vergleich eine gute Emissionsperformance. Bei den Unternehmen der MEM-Branche besteht jedoch noch Nachholbedarf.

Die grossen Schweizerischen Unternehmen sind aktiv beim Klimaschutz
Interessante Ergebnisse förderte vor Kurzem die neueste Umfrage des Carbon Disclosure Projekts (CDP)1 unter den 100 grössten schweizerischen Unternehmen zu Tage. 59% der Firmen beteiligten sich – stark im internationalen Vergleich. Die Schweizer werden bei der Offenlegung von Informationen zum Klimaschutz nur von den Briten übertroffen.


Carbon Disclosure Project (CDP) ist eine britische Non-Profit-Organisation, die im Namen von Investoren Daten und Informationen zu CO2-Emissionen, Klimarisiken und Reduktionsstrategien von Unternehmen erhebt. Im Bereich börsenkotierter Firmen will CDP damit mehr Transparenz schaffen.


Was die Qualität der klimarelevanten Informationen angeht, so bescheinigt CDP den schweizerischen Unternehmen aber nur einen Platz im Mittelfeld: mit der Transparenz-Kennzahl von durchschnittlich 59 von 100 Punkten bewiesen die CH-Unternehmen ein «gesteigertes Verständnis von unternehmensspezifischen Risiken und Chancen in Verbindung mit dem Klimawandel, sowie eine fortgeschrittene Datenerfassung». Ehrlicherweise muss aber auch gesagt werden, dass das Abschneiden mit der Unternehmensgrösse zusammenhängt: Nestlé, UBS und Swiss Re schwingen eindeutig oben aus.


Wie sieht das «Carbon Management» der Schweizer aus?

Unter dem Strich wissen wir jetzt: Die analysierten Unternehmen berücksichtigen vermehrt die Herausforderungen des Klimawandels. Sie berichten zunehmend über die von ihnen verursachten Emissionen und darüber, welche Massnahmen und strategischen Entscheidungen sie treffen. Aber nicht nur die Emissionen sind von Interesse, sondern auch, ob sich das jeweilige Unternehmen an die klimatische Veränderung anpassen muss und wenn ja: wie?


Mit diesen Auskünften bieten die Firmen ihren Investoren unerlässliche Informationen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf deren Anlageportfolio zu beurteilen. Als Vertreterin der Investoren bemängelt CDP aber, dass sich nur wenige schweizerische Unternehmen langfristige Ziele für die Verringerung ihres Treibhausgasausstosses setzen. Kaum ein CO2-Ziel der Firmen (ob in relativen oder absoluten Zahlen) weist über das Jahr 2015 hinaus. Dafür gibt es eine Erklärung: Die Unsicherheit bezüglich der künftigen nationalen und internationalen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist noch sehr gross.


Die Emissionsperformance: Prima Vista «gut»
Die preisgegebenen Daten und die öffentlich kommunizierten Reduktionsziele zeigen, dass ein grosser Teil der Unternehmen ihre Emissionen bereits bilanziert und in beachtlichem Ausmasse auch begrenzt. Tatsächlich haben die von der CO2­-Abgabe befreiten Schweizer Unternehmen im Jahr 2010 ihre eigenen – und mit der Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) vereinbarten – Reduktionsziele bei Weitem übertroffen.


Bei genauerem Hinsehen, stellen wir denn auch fest, dass 83% der CDP-Umfrage-Teilnehmer ihre direkten als auch ihre indirekten Emissionen bekannt geben (Scope 1 u. 2). Indirekte Emissionen werden z.B. durch Stromkonsum verursacht. Scope 3 hingegen wird grundsätzlich nicht genügend berücksichtigt. Die meisten indirekten Emissionen des Scope 3 sind wohl für Unternehmen wie Investoren nach wie vor eine «black box».


Die Verbuchung und Senkung der Emissionen in der Herstellungsphase ist nicht genug – wie CDP argumentiert. Aber warum ist der Scope 3 so wichtig? Im Scope 3 liegen die «echten Herausforderungen»: Fakt ist, dass die Beschaffung und auch der Transport, der Vertrieb und die Nutzung vieler Produkte und Dienstleistungen oft um ein Vielfaches höhere Emissionsmengen generieren als die Herstellung. Dies trifft insbesondere auf den schweizerischen Industriesektor zu, der hauptsächlich aus Unternehmen besteht, die mit Klimarisiken infolge von Emissionen im Scope 3 konfrontiert sind.


Wo steht die MEM-Industrie?
Die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie nimmt nach der Anzahl ihrer Beschäftigten in der schweizerischen Volkswirtschaft eine Schlüsselstellung ein. Es fällt auf, dass aber gerade die Swissmem-Mitgliedsunternehmen in der CDP-Umfrage schwach vertreten sind. Sie machen nur 19% der 100 grössten schweizerischen Unternehmen aus. Aber auch bezüglich dem Transparenzgrad beim Klimaschutz zeigen sie keine Stärke: Nur 10 der 19 grossen MEM-Firmen haben den Fragebogen beantwortet. Sechs von ihnen verweigern die Veröffentlichung ihrer Angaben.


Gute Beispiele, die das Gegenteil bestätigen, sind ABB, Sulzer und Geberit: ABB bezieht nach eigenen Angaben die Nachhaltigkeit vor allem in der Entwicklung neuer Produkte mit ein, Sulzer spricht davon, den Klimawandel «vorrangig durch die Nutzung seiner Produkte» zu beeinflussen. Geberit berücksichtigt explizit auch indirekte Emissionen aus dem Kauf von Gütern und Dienstleistungen.


Massnahmen für den Klimaschutz: Was rentiert?
Die meisten von Unternehmen getätigten Klimaschutzmassnahmen zahlen sich nach 1-3 Jahren aus oder sogar innert kürzerer Frist. Dies zeigt eine weitere Umfrage des Carbon Disclosure Projekts (CDP) unter den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt (Global 500). Die Massnahmen, von denen berichtet wird, bestanden zum grössten Teil aus Energieeffizienzmassnahmen. Prozesse und Gebäude wurden optimiert, wobei die späteren Energie-Kosteneinsparungen den Initialaufwand wettmachten. Andere, betriebswirtschaftlich rentable Massnahmen wurden mit dem Ziel eingeführt, das Verhalten der involvierten Menschen zu verändern. «Low-carbon energy installations» waren ebenfalls beliebte Massnahmen, hier wird allerdings von «Payback»-Perioden von über drei Jahren berichtet.


Wollen Sie mehr erfahren? Die Swissmem bietet im Frühjahr ein Seminar zum Klimaschutz im Unternehmen an, in Kooperation mit BHP-Brugger und Partner und PricewaterhouseCoopers. Interessenten können sich bereits heute anmelden: Link zur Veranstaltung
Für weitere Informationen steht Ihnen Dr. Sonja Studer, Ressortleiterin Energie, zur Verfügung (Tel. 044 384 48 66, e-mail s.studernoSpam@swissmem.ch).

1) CDP Switzerland 100 Report 2011. www.cdproject.net. Das Carbon Disclosure Project (CDP) mit Sitz in London wurde im Jahr 2000 gegründet. Einmal jährlich versendet CDP einen standardisierten Fragebogen an die Untenehmen, den sie auf freiwilliger Basis retournieren können. CDP verwaltet die mittlerweile weltweit grösste Datenbank ihrer Art.