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Fachtagungen: Potenziale und Grenzen im Umgang mit schwierigen Lernenden

Die Ausbildung von Lernenden birgt stets auch den Umgang mit schwierigen Situationen. Wie kann in solchen Fällen reagiert werden? Und wo liegen Potenziale und Grenzen? Die Swissmem Fachtagungen zeigten geeignete Verhaltensmuster auf und stellten Wege vor, wie zum Unternehmen passende Lernende rekrutiert werden können.

Die Veränderungen während der Lehrzeit sind enorm: Nicht nur gilt es für die Jugendlichen, sich neues Wissen anzueignen, auch psychisch, körperlich und sozial sind sie in einer Umbruchphase. Dass solche Entwicklungen selten einförmig verlaufen, versteht sich von selbst.

Eine positive Grundeinstellung gegenüber diesen Entwicklungsprozessen sei zentral, erklärte Claudia Scherrer, HR-Verantwortliche und Inhaberin eines Beratungsunternehmens, in ihrem Fachreferat. Sie rät den Berufsbildnern im «Umgang mit schwierigen Lernenden» – so der Titel der diesjährigen Fachtagungen – gleich zu Beginn sich selber zu hinterfragen. Ist der Glaube an die Stärken der einzelnen Lernenden vorhanden? Und bringen wir ihnen die nötige Wertschätzung entgegen? Nur wenn diese Fragen positiv beantwortet werden könnten, sei auch der Grundstein für konstruktive Gespräche gelegt.

Einen autoritären Führungsstil, der mehr auf Monolog denn auf Dialog beruht, erachtet Scherrer als wenig förderlich. Es gelte, bei schwierigen Situationen zeitnah Gesprächsangebote zu machen, eine Vertrauensbasis zu schaffen und offen und klar zu kommunizieren. Gleichzeitig legt sie aber auch nahe, Grenzen zu setzen und Verhaltensregeln festzulegen. Ein Laissez-faire-Führungsstil sei genauso wenig hilfreich wie die Machtausübung über eng definierte Verbote.

Grundwerte und Verhaltenregeln festlegen

Wo individuelle Grenzen überschritten werden, wird die Zusammenarbeit im Team schwierig. Entsprechend gilt es, die Werte und Verhaltensweisen in einem Unternehmen den Lernenden bewusst zu machen. Allein die Tatsache, dass man Probleme anspreche, könne oft schon den Weg zu einer Veränderung darstellen, so Scherrer, denn die Jugendlichen würde dadurch die entsprechende Wertschätzung erfahren.

Bei schwierigeren Situationen könne es aber auch schon mal empfehlenswert sein, Entscheide schriftlich festzuhalten. Dies sorge für Verbindlichkeit und helfe, Ziele objektiv festzulegen. Scherrer warnt entsprechend davor, in  emotional aufgeheizten Situationen überstürzt zu handeln. «Suchen Sie durchaus auch mal Rat bei anderen Personen», erklärte Scherrer. Dies könnten etwa andere erfahrene Mitarbeiter, Fachpersonen der Personalabteilung oder auch Coaches sein.

Die Podiumsdiskussionen, die auf den Fachteil folgten, wurden an allen drei Veranstaltungsorten kontrovers und engagiert geführt. Tagungsleiter Hans-Walter Tobler freute sich über die gute Resonanz: «Das Interesse an der Thematik war stets sehr lebendig und man spürte förmlich das hohe Engagement der Berufsbildner in ihrem Berufsalltag», erklärt er. Die durchwegs positiven Rückmeldungen der 540 Teilnehmenden bestärkten ihn, auf dem gleichen Weg fortzufahren. Aufgrund des hohen Interesses wolle man nächstes Jahr eventuell gar zusätzliche Veranstaltungen anbieten, so Tobler.

Ehrung der WorldSkills-Teilnehmer

Swissmem-Präsident Hans Hess liess es sich nicht nehmen, in Cham den Berufsbildnern persönlich für Ihr Engagement zu danken und betonte die hohe Bedeutung, welche der Berufsbildung zukommt. «Das duale Bildungssysteme ist für unsere Unternehmen ein strategischer Erfolgfaktor», erklärte Hess vor vollen Rängen. Nur durch die Tatsache, dass auf allen Betriebsstufen sehr gute Arbeit geleistet werde, hätten sich Schweizer Unternehmen auf den weltweiten Märkten etablieren können. Hess bezeichnete die Lehren denn auch als eigentlichen Königsweg der beruflichen Bildung und unterstrich, wie wichtig diese auch für die Zukunft der Schweizer Industrie seien.


Als erfolgreiches Beispiel verwies Hess auf die Teilnehmer an den Berufsweltmeisterschaften 2011 in London. Er ehrte die Teilnehmer in den drei von Swissmem betreuten Berufen Automatiker/in, Elektroniker/in und Konstrukteur/in und bedankte sich für den grossen Einsatz des ganzen Teams.

Wie Spitzenleistungen im Bereich der Berufsbildung verlangen auch sportliche Erfolge eine gute Betreuung. So gewährte Jeff Saibene, Trainer des Challenge-League-Vereins FC St.Gallen, an der Ostschweizer Fachtagung Einblicke in seine Methoden und erklärte, wie auch schwierige Spieler erfolgreich in ein Team integriert werden können. Dass Erfolg dabei zu grossen Teilen nicht nur auf physischen sondern auch mentalen Komponenten beruht, wurde dabei besonders anschaulich erläutert.

Überblick über Tools für die Rekrutierung

Der Nachmittag bot Gelegenheiten, verschiedene Instrumente kennen zu lernen, die bei der Rekrutierung zusätzliche Informationen liefern können. Keines dieser Tools sei jedoch umfassend, so Tobler. «Uns ging  es darum zu zeigen, welch unterschiedliche Systeme es gibt, was diese können und vor allem auch, was diese nicht können», erklärt Tagungsleiter Tobler. Im Mittelpunkt stehe dabei aber immer der Mensch.

Die Präsentationen waren so Ergänzung und Kontrapunkt zum Vormittagsprogramm zugleich. Einerseits können Tools Hilfestellungen liefern, um Lehrabbrüche zu vermeiden, andererseits wappnen aber auch sie nicht vor schwierigen Situationen. «Ein Problem fragt nicht, ob du es haben willst. Ein Problem fragt, wie du damit umgehen willst», zitierte Scherrer zu Beginn der Veranstaltung einen unbekannten Autor. In diesem Sinne machten die diesjährigen Fachtagungen Mut, sich stets aufs Neue auch auf unangenehme Situationen einzulassen und die Potenziale der Jugendlichen – auch jene von schwierigen – voll auszuschöpfen und zu entwickeln.

Weitere Informationen:

Einblicke in die vorgestellten Tools sind über die folgenden Internetadressen möglich:

www.basic-check.ch
www.stellwerk-check.ch
www.multicheck.ch
https://kompass.nantys.com/