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MEM-Industrie: Erfreuliches Geschäftsjahr 2018 – unsicherer Ausblick

Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie blickt auf ein sehr gutes Geschäftsjahr zurück. Auftragseingänge, Umsätze und Exporte nahmen teils kräftig zu. Auch die Margen haben sich weiter erholt. Allerdings schwächte sich die Wachstumsdynamik im zweiten Halbjahr deutlich ab. In den nächsten Monaten ist eine Seitwärtsbewegung deshalb die wahrscheinlichste Geschäftsentwicklung. Mit den ausbleibenden Wachstumsimpulsen gewinnt der Abschluss neuer Freihandels-abkommen an Dringlichkeit. Sie schaffen insbesondere für KMU neue Marktchancen. Im Fokus stehen die möglichen Verträge mit den USA und dem Mercosur. Die vordringlichste Aufgabe ist es jedoch, den privilegierten Zugang zum EU-Binnenmarkt zu sichern. Dafür braucht es das institutionelle Abkommen.

Auftragseingang der MEM-Industrie (Basis: 1.Q. 2001 = 100)

Im vergangenen Jahr nahmen die Auftragseingänge in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) im Vergleich zu 2017 um +6,5 Prozent zu. Auch die Umsätze stiegen im Vergleich zu Vorjahr um +11,4 Prozent kräftig an. Grossfirmen und KMU profitierten gleichermassen von höheren Aufträgen und Umsätzen. Der gute Geschäftsgang wirkte sich auf die Kapazitätsauslastung in den Betrieben aus. Diese bewegte sich über das gesamte Jahr hinweg mit durchschnittlich 91,3 Prozent deutlich über dem langjährigen Mittelwert von 86,4 Prozent. Ebenfalls erfreulich entwickelte sich die Beschäftigungslage. Die Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schweizer MEM-Industrie erhöhte sich in den ersten neun Monaten des letzten Jahres um 7800 Stellen auf 320'400 Arbeitsplätze.

Im Weiteren hat sich auch die Ertragslage gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. In der Umfrage zum Geschäftsjahr 2018 meldeten 13 Prozent (2017: 14%) der Unternehmen einen Verlust auf Stufe EBIT. Eine zwar positive aber letztlich unbefriedigende Marge von null bis fünf Prozent gaben 24 Prozent (2017: 26%) der Firmen an. Immerhin 44 Prozent (2017: 40%) der Betriebe erzielten eine gute Marge von über acht Prozent. Unter dem Strich konnte die MEM-Industrie die nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses erlittenen Margenverluste noch nicht wettmachen.

Steigende Exporte bei allen Warengruppen

Der gute Geschäftsgang widerspiegelt sich in den Exporten der MEM-Industrie. Diese wuchsen 2018 um +4,4 Prozent und erreichten einen Wert von 69,7 Milliarden Franken. Insbesondere die Ausfuhren in die USA stiegen kräftig an (+9,5%). Auch jene in die EU nahmen zu (+5,4%). Einzig die Exporte nach Asien reduzierten sich um -2,1 Prozent, wofür vor allem die schwierige Geschäftssituation im Mittleren Osten verantwortlich ist. Die insgesamt positive Exportentwicklung erfasste alle wichtigen Warengruppen. Gegenüber dem Vorjahr wuchsen die Ausfuhren der Präzisionsinstrumente um +7,4 Prozent, der Metalle um +5,5 Prozent, der Elektrotechnik/Elektronik um +4,6 Prozent und jene im Maschinenbau um +4,5 Prozent.

Eintrübung im zweiten Halbjahr 2018

Gesamthaft war 2018 ein sehr gutes Jahr für die MEM-Industrie. Allerdings schwächte sich die sehr hohe Wachstumsdynamik im dritten und vierten Quartal 2018 deutlich ab. Zwar nahmen die Umsätze um +8,5 Prozent (Q3/18) bzw. +5,7 Prozent (Q4/18) gegenüber den jeweiligen Vorjahresquartalen zu. Im Gegensatz dazu reduzierten sich die Auftragseingänge im Vergleich zu den Vorjahresperioden im dritten (-6,0%) und vierten Quartal (-11,3%) deutlich. Diese hohen Rückgänge müssen jedoch etwas relativiert werden, da die Bestellungseingänge in den Vorjahresquartalen ein sehr hohes Niveau erreicht hatten.

Aufgrund der konjunkturellen Abkühlung in den wichtigsten Absatzmärkten rechnet Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, nicht mit einer Fortsetzung des Aufschwungs: «Es fehlen die Wachstumsimpulse aus dem Ausland. Als Folge der generellen Konjunkturabkühlung in vielen zentralen Märkten dürfte es somit in den nächsten Monaten zu einer Seitwärtsbewegung in der Geschäftsentwicklung der MEM-Industrie kommen». Darüber hinaus sind der Brexit, die Schuldensituation in einigen EU-Staaten sowie die weltweit nach wie vor schwelenden Handelskonflikte die bedeutendsten Unsicherheitsfaktoren für die künftige Entwicklung.

Auch die Unternehmerinnen und Unternehmer der MEM-Industrie zeigen sich nicht mehr so optimistisch wie noch vor einem Jahr. Damals erwarteten 53 Prozent der Unternehmer höhere Aufträge. Dieser Wert hat sich innert Jahresfrist um 21 Prozentpunkte auf 32 Prozent reduziert. Gemäss der jüngsten Swissmem-Befragung geht eine relative Mehrheit von 45 Prozent für das Jahr 2019 von gleichbleibenden Aufträgen aus dem Ausland aus. Mit sinkenden Bestellungen rechnen 23 Prozent der Unternehmen.

Zugang zu den Weltmärkten bleibt ein Erfolgsfaktor

Die Schweizer MEM-Industrie exportiert seit Jahren durchschnittlich 80 Prozent ihrer Produkte. Der Heimmarkt ist somit viel zu klein, um den Fortbestand der Exportunternehmen und deren Arbeitsplätze in der heutigen Grösse zu sichern. Die Firmen sind also auf einen möglichst diskriminierungsfreien Zugang zu den Weltmärkten angewiesen. Das gilt insbesondere für KMU. Diese haben nicht die finanzielle Kraft, um ihre Präsenz in den Zielmärkten beliebig auszubauen. In der MEM-Industrie sind 98 Prozent aller Firmen klassische KMU. Mit dem Abbau von Zollschranken und nicht tarifären Handelshemmnissen gewinnen diese Unternehmen ab Standort Schweiz in den jeweiligen Absatzmärkten an Wettbewerbsfähigkeit. Das stärkt den Werkplatz Schweiz und sichert Arbeitsplätze in der Exportindustrie sowie in ihren zahllosen Zulieferbetrieben.

Die Schweizer Aussenwirtschaftspolitik ist gerade aufgrund der ausbleibenden Wachstumsimpulse gefordert, das Netz der Freihandelsabkommen rasch weiter zu verbreitern und zu vertiefen. So kann sie neue Marktchancen schaffen. Im Fokus stehen die möglichen Verträge mit den USA und dem Mercosur, die nun möglichst schnell und vor anderen Staaten abgeschlossen werden sollen.

Institutionelles Abkommen ist zentral

Die vordringlichste Aufgabe ist es jedoch, das Verhältnis zur EU zu klären, dem mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt der Schweiz. Dafür braucht es das institutionelle Abkommen. Es stellt den bilateralen Weg auf eine langfristig tragfähige Basis und sichert den privilegierten Zugang zum EU-Binnenmarkt. Das war, ist und bleibt das Hauptziel dieses Abkommens. Im Kern ist das vorliegende Abkommen für die Schweizer Bedürfnisse massgeschneidert und bringt neben der Sicherung des Marktzuganges weitere wichtige Vorteile für die Schweiz: Es schafft mehr Rechtssicherheit und respektiert die Souveränität der Schweiz dank eines funktionierenden Streitbeilegungsmechanismus. Zudem werden neue Marktzugangsabkommen möglich. Falls das institutionelle Abkommen nicht zustande kommt, wird sich die Qualität des Zuganges zum EU-Binnenmarkt zwangsläufig verschlechtern. Denn werden – wie angekündigt – die bestehenden Marktzugangsabkommen nicht mehr aktualisiert, drohen die Wirtschaftsbeziehungen in wenigen Jahren materiell auf das Niveau des veralteten Freihandelsabkommens von 1972 zurück zu fallen. Dies führt zu einem schleichenden Attraktivitätsverlust des Wirtschaftsstandortes Schweiz. Das ginge zulasten der Arbeitsplätze und des Wohlstandes in der Schweiz. Es ist daher zentral, dass sich die Politik, Verbände und Sozialpartner für dieses Abkommen samt den dafür notwendigen Klärungen einsetzen.


DownloadGrafiken Quartalszahlen Q4/2018 (alle Sprachen, PDF)

Faktenblatt Q4/2018


Detaillierte Informationen zur Swissmem-Position zum institutionellen Abkommen siehe: https://www.swissmem.ch/de/news-medien/news/das-institutionelle-abkommen-mit-der-eu-verdient-unterstuetzung.html


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