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Open Innovation als Chance für die MEM-Industrie?

Am 23. April trafen sich mehr als 70 Führungskräfte der Schweizer Industrie, um am ersten «Empa Technology & Innovation Forum», das gemeinsam mit Swissmem organisiert wurde, das Thema «Open Innovation» und dessen Auswirkungen auf den Industrie- und Wissensstandort Schweiz zu diskutieren.

Die Veranstaltung brachte Geschäftsführer, Entwicklungsleiter und Verwaltungsräte von nationalen und internationalen Unternehmen untereinander und mit den Direktionsmitgliedern der Empa in Kontakt. Bei den Vorträgen und den anschliessenden Dinner-Gesprächen ging man gemeinsam der Frage nach, wie Innovationen am besten zu organisieren sind. Denn ohne ständige Weiterentwicklung von Produkten, Technologien und Prozessen hätten Schweizer Unternehmen keine Chance, auf dem Weltmarkt zu bestehen.

So plädierte beispielsweise Sebastian Friess vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) dafür, Innovationskraft nicht allein an der Zahl der Patente und der Platzierung in internationalen Rankings zu messen. Auf die richtige innere Haltung in den Unternehmen käme es an. Swissmem-Präsident Hans Hess brachte es auf den Punkt: «Die Fähigkeit zur Innovation ist das Lebenselixier der Exportindustrie.» Der Schlüssel zum Erfolg sei der Zugang zu relevantem Wissen. Und dazu sei es unabdingbar, die Unternehmensgrenzen hinter sich zu lassen, um «Open Innovation» zu betreiben.

Empa-Direktor Gian-Luca Bona erläuterte den Weg von der Forschung zur Innovation auf dem Markt – und skizzierte an Hand einiger Beispiele, welchen Beitrag die Empa im Innovationsprozess leisten kann. So sind unter Beteiligung der Empa etwa ultraharte diamantähnliche Oberflächenbeschichtungen (DLC-Beschichtungen) entwickelt worden, ein Quantenkaskadenlaser leistet praktische Dienste in der Spraydosenherstellung – und bald vielleicht auch bei der Krebsfrüherkennung. Die Empa kann zudem mit Demonstrationsplattformen die Einführung neuer Technologien beschleunigen. So ist das Demonstrationsgebäude «NEST» derzeit in Vorbereitung; der nachhaltige Individualverkehr und die dazugehörige Energieversorgung soll demnächst mit der Plattform «Future Mobility» umgesetzt werden.


«High Speed Innovation» – wie geht das?

Innovation ist planbar, und spezielle Strukturen im Unternehmen können den Prozess um ein Mehrfaches beschleunigen, zeigte sich Johannes Enders überzeugt, der beim deutschen Konzern Schäffler Technologies im Innovationsmanagement tätig ist. Wichtig sei eine möglichst umfangreiche und gut organisierte Sammlung von Ideen im Frühstadium. Zur deren Weiterführung brauche es dann drei Gruppen von Personen mit höchst unterschiedlichen Fähigkeiten: einerseits Analytiker, die Kundenbedürfnisse aufnehmen und formulieren, zum Zweiten kreative Köpfe, die Lösungen andenken, und drittens die eher nüchternen Evaluatoren, die aus den Projekten schnell und präzise eine passende Auswahl treffen können. Das Ziel eines derart strukturierten und beschleunigten Innovationsprozesses formulierte Enders so: «Es geht darum, schneller zu scheitern – nicht weniger häufig.»

Elmar Mock, einer der Erfinder der Swatch-Uhr und heute Inhaber der Innovation Factory Creaholic teilte den Innovationsprozess grafisch in zwei Teile ein: Am Beginn steht eine Art Suchlauf in wechselnde Richtungen, den er «Spaghetti-Weg» nennt. Es folgt eine gezielte Verbesserung der Erfindung bis zur Marktreife, die geradlinig und gezielt abläuft. Beide Prozesse müssen immer wieder neu gestartet werden. «Wer nicht radikal innovativ ist, sondern sein Produkt nur renoviert, der melkt die Kuh zu Tode», so Mock.

Gesucht sind «angefressene Träumer»

Der Physiker und Philosoph Ludwig Hasler wies schliesslich darauf hin, dass Innovationen besonders gut in leicht chaotischer Umgebung gedeihen und man auch entsprechendes Personal und ein bestimmtes Unternehmensklima benötigt: «Es braucht nicht den regelkonformen Perfektionisten, es braucht vielmehr den angefressenen Träumer – der vielleicht auch schon etwas zerzaust vom Leben ist.» Solche Leute müsse ein Unternehmen rekrutieren, nicht die Netten, Angenehmen, Angepassten. «Es braucht Risse in unserer Behaglichkeit», forderte Hasler.

Kulinarisches Highlight des Abends war ein von lebhaften Diskussionen begleitetes Dinner inmitten der mit schweren Maschinen bestückten Bauhalle der Empa. Begleitet wurde das Dinner von einer Auswahl Walliser Weine, die die Weinkritikerin Chandra Kurt und die Winzerin Madeleine Gay zusammengestellt hatten.

Das nächste «Empa Technology & Innovation Forum» findet am 28. November zum Thema «Nachhaltige Innovation» statt.