Die Schweiz steuert auf einen schwierigen Winter zu: Die Versorgung mit Gas, aber auch mit Strom, könnte in der kalten Jahreszeit nicht mehr gesichert sein. Dies als Folge des Krieges in der Ukraine. Unabhängig davon verpasste es die Politik in den letzten Jahren grundsätzlich, dass gesicherte inländische Kapazitäten zur Stromproduktion deutlich ausgebaut und Energiespeicher geschaffen werden konnten. Auch auf ein Gasversorgungsgesetz warten wir seit vielen Jahren. Das rächt sich nun und verursacht je nach Entwicklung weitreichende Konsequenzen.
Der Bundesrat kündigte am Mittwoch, 29. Juni 2022 an, in einer schweren Mangellage das Gas zu rationieren. Für die Industrie ist eine sichere und stabile Versorgung überlebenswichtig. Insbesondere in der Metallindustrie ist der Einsatz von Gas für die Erzeugung von Prozesswärme unabdingbar. Ein Zurückdrehen des Gasverbrauchs ist nicht möglich und das Abstellen würde grosse wirtschaftliche Schäden nach sich ziehen, wozu auch Betriebsschliessungen und Entlassungen gehören könnten. Einzelne Unternehmen können ihren Gasverbrauch mit Hilfe sogenannter Zweistoffanlagen durch Heizöl ersetzen. Dies kann aus Gründen des Klimaschutzes jedoch keine dauerhafte Lösung sein.
Gas-abhängige Industriebetriebe nicht kontingentieren!
In der Coronakrise wurde klar, dass viele Schweizer Industriebetriebe systemrelevante Produkte herstellen und essenzielle Dienstleistungen erbringen. Sei dies im Gesundheitsbereich, in der Mobilität, im Wohnraum oder für die Nahrungsmittelproduktion. Davon hängt die Fähigkeit des Landes ab, in kurzer Zeit durch eine weitere Krise zu kommen. Ebenfalls zählen viele Länder rund um den Globus auf Schweizer Lieferanten, ohne die wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen drohen.
Es ist deshalb im Interesse der gesamten Schweiz, dass die Industriebetriebe so lange wie möglich ohne Einschränkungen produzieren können. Nur so können Betriebsschliessungen und Entlassungen verhindert und damit ein immenser volkswirtschaftlicher Schaden abgewendet werden. Industriefirmen mit Gas-abhängigen Produktionsprozessen dürfen deshalb nicht kontingentiert werden. Davon hängen tausende Arbeitsplätze ab. Nicht zuletzt geht es auch um die Zuverlässigkeit der Schweiz als Produktionsstandort, welche bisher ein starker Pluspunkt für unser Land war.
Sparkampagne muss sofort starten!
Die vom Bundesrat für die zweite Jahreshälfte angekündigte Sparkampagne für Gas soll sofort starten. Dabei kann er auf die Unterstützung einer Grosszahl von Wirtschaftsorganisationen zählen. Jeder Kubikmeter Gas, der von jetzt an in Gross-Speichern eingelagert und nicht verbrannt wird, hilft uns über den Winter. Dafür braucht es einen immensen gemeinsamen Effort der Gesellschaft und der Wirtschaft in der Schweiz. Durch minimale Verhaltensänderungen lassen sich bereits grössere Mengen an Gas sparen. Dazu gehört, die Raumtemperatur zuhause, am Arbeitsplatz sowie bei Freizeit- und in Produktionsanlagen zu reduzieren. Swissmem fordert vom Bundesrat, rasch eine solche breit angelegte Kampagne mit der Wirtschaft, den Sozialpartnern, der Politik, Organisationen und Persönlichkeiten aus Kultur, Sport den Medien und weiteren Kreisen umzusetzen.
Der Bundesrat hat die bedrohlichen Zeichen der Zeit erkannt. Jetzt müssen wir aber alle zwei Gänge zulegen, um eine echte Gas-Mangellage in der Schweiz, im schlimmsten Falle gepaart mit zu wenig Strom, zu verhindern. Noch liegt vieles in unseren Händen. Packen wir es an, und zwar sofort.