Ab heute fliesst weiter nur eingeschränkt Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. In der Folge erhöht sich das Risiko einer Gasmangellage in der Schweiz. Da Russland zu wenig Gas nach Europa liefert, können die Gasspeicher voraussichtlich nicht ausreichend gefüllt werden, um den Bedarf in den Wintermonaten zu decken.
Angesichts dieser Entwicklung ist die Gasversorgung in der Schweiz im Winter 2022/23 gefährdet. Dabei ist die Industrie zur Erzeugung von Prozesswärme existenziell auf Gas angewiesen, welches beispielsweise zum Schmelzen oder Härten von Metall benötigt wird. Ohne Gas wird es zu Produktionsunterbrüchen und -ausfällen kommen, welche zu Entlassungen und Schliessungen ganzer Betriebe führen könnten. Der volkswirtschaftliche Schaden wäre immens.
Der Bundesrat steht in der Verantwortung, umgehend vorsorglich zu handeln und Anreize für die Einschaltung von Zweistoffanlagen zu schaffen. Eine bedeutende Zahl an Industriebetrieben verfügt über solche Anlagen, mit denen Gas sofort durch Heizöl ersetzt werden kann. Mit der Umschaltung kann ab sofort ein nennenswertes Gasvolumen eingespart und in den Speichern eingelagert werden. Dieses Gas stünde im Winter zusätzlich zur Verfügung. Die Gas-Versorgungssicherheit der Schweiz wird gestärkt.
Das Umstellen auf Heizöl kann jedoch dazu führen, dass Unternehmen ihre Zielvereinbarungen zur Reduktion des CO2-Ausstosses nicht länger erfüllen können. Die Zielvereinbarungen müssen deshalb für die betroffenen Firmen befristet für die Dauer der Krise sistiert werden. Der Bundesrat muss diese Sistierung umgehend anordnen, da dies dem übergeordneten Ziel der Versorgungssicherheit dient.
Den Unternehmen sollten bei der Umschaltung von Gas auf Öl keine finanziellen Nachteile entstehen. Heizöl ist heute teurer als Gas. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Aussichten sind Firmen allenfalls nicht in der Lage, mögliche Zusatzbelastungen zu stemmen. Betroffene Firmen benötigen deshalb finanzielle Anreize, um die Umstellung im Landesinteresse und der Versorgungssicherheit umgehend vorzunehmen.