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Wie bewältigt man die Frühphase in der Innovation?

Der Innovation Booster Photonics setzt mit seinen Aktivitäten genau da an und dies sehr erfolgreich. Der grösste Teil der Unternehmen, die in der Testphase der Ideen von dieser Unterstützung profitieren, setzen im Anschluss ihre Produkt- und Prozessinnovationen um. Managing Director Selina Casutt kennt die Erfolgsfaktoren und gibt Tipps.

Der Innovation Booster Photonics läuft nun seit zwei Jahren. Wie fällt das Fazit aus?

Selina Casutt: Innovation ist eine äusserst komplexe Angelegenheit, besonders in der Frühphase, wenn Ideen konkretisiert und auf ihre Umsetzbarkeit getestet werden müssen. Genau hier setzt der Innovation Booster an. Wir haben festgestellt, dass unser Programm durch diesen Fokus eine grosse Wirkung erzielen kann und die Unternehmen oder Organisationen die Unterstützung sehr schätzen. Es ist uns damit gelungen, neue Partnerschaften zu ermöglichen, um drängende Fragestellungen neuartig lösen zu können.

Was macht die Frühphase so anspruchsvoll?

Zu diesem Zeitpunkt ist die Problemstellung oft noch nicht genau definiert. Es gilt also zunächst, das Problem oder den Kundenbedarf genau zu verstehen und sich dann zu überlegen, mit welchen Ansätzen man die Problemlösung angehen könnte.

Dies kann bedeuten, dass man neue Technologien in Betracht zieht, für die im Unternehmen noch keine Expertise vorhanden ist. Durch Kooperationen oder die Suche nach Cross-Technologien entstehen neue Teams, die ihre Zusammenarbeit erst noch organisieren und aufbauen müssen. Die offenen Fragen und neuen Konstellationen machen diese Phase besonders komplex.

Was braucht es, um diese Phase erfolgreich zu bewältigen?

Hartnäckigkeit und die richtige Denkweise – die Unternehmen müssen an ihren Innovationsaktivitäten dranbleiben und eine langfristige Perspektive einnehmen, während sie gleichzeitig das operative Tagesgeschäft bewältigen. Gerade in dieser Phase besteht das Risiko, dass gute Ideen wieder verloren gehen. Wir beim Innovation Booster haben die Mittel und Tools, Unternehmen sowohl bei der Bewältigung der Komplexität als auch bei der Kontinuität zu unterstützen, die besonders zu Beginn der Innovationsaktivitäten erforderlich sind.

Wie muss man sich das konkret vorstellen?

Ein Beispiel ist ein Unternehmen, das uns mit einem Anliegen kontaktiert hat, für das es keine Lösung wusste. Gemeinsam haben wir den Fokus festgelegt und Technologien evaluiert, mit denen das Projekt realisiert werden könnte. Anschliessend haben wir Vorschläge für potenzielle Partner gemacht und das Unternehmen hat nach ihrer Bewertung ein Team zusammengestellt. Das Projekt erfüllte unsere Kriterien und wir haben es finanziell unterstützt sowie weiter begleitet. Dazu gehört auch, dass wir Reviews einfordern, regelmässig den Fortschritt des Projekts erfragen und gegebenenfalls weitere Ansätze überlegen oder zusätzliche Partner suchen.

Eure Unterstützung deckt also ein breites Spektrum ab?

Ja das ist korrekt. Wir bieten Unterstützung in verschiedenen Bereichen – vom technologischen Fachwissen über die Expertise zur Abklärung der kommerziellen Seite des Vorhabens bis hin zu Methodik-Know-how. Und wir wissen aus Erfahrung, wie wichtig bereits beim ersten Testen und Überprüfen von Ideen ein professioneller Ansatz ist. Auch hier sollte unbedingt schon auf ein klassisches Projektmanagement gesetzt werden.

Wie erfahren Unternehmen von diesem Programm?

Einerseits suchen wir aktiv den Kontakt und die Diskussion mit Unternehmen, Organisationen oder Fachhochschulen. Teilweise kommen sie auch aus eigener Initiative auf uns zu. Ein weiterer wichtiger Weg sind unsere Veranstaltungen. Hier behandeln wir Themen, von denen wir wissen, dass viele Unternehmen daran interessiert sind oder sich damit befassen. Wir bringen Technologielieferanten und Unternehmen mit Fragestellungen zusammen, so dass man gemeinsam neue Erkenntnisse in einem bestimmten Themenfeld gewinnen und das Netzwerk erweitern kann. Im Idealfall gehen Firmen aus einem solchen Anlass mit einem besseren Verständnis der Problemstellung, möglichen Ansätzen und der Entscheidung, nun in einem geschlossenen Rahmen die Ideen zu konkretisieren und zu prüfen.

Wie viele Innovationsprojekte, die ihr in der Frühphase unterstützt, werden weiterverfolgt?

Das sind sicher 90 Prozent. Diese hohe Quote belegt sehr eindrücklich, dass wir unserem Ziel, Ideen zu «boosten», tatsächlich gerecht werden. Mit unserer Unterstützung werden aus ersten groben Ideen konkrete Ansätze, so dass Unternehmen über die nötigen Werkzeuge und Partner verfügen, um damit eine Produkt- oder Prozessinnovation anzugehen.

Diese Art von kollaborativer Innovationsarbeit setzt voraus, dass Unternehmen eine gewisse Offenheit mitbringen. Wie erlebt ihr das?

Das ist unterschiedlich und hängt teilweise von der Branche ab. Es gibt jedoch eine wachsende Anzahl von Unternehmen, die bereit sind in Teams Herausforderungen zu diskutieren, sogar in Anwesenheit ihrer Konkurrenten. Hierbei ist die Haltung entscheidend, dass alle von den erarbeiteten Lösungsmöglichkeiten profitieren können. Es hilft sicherlich, dass wir uns auf die Anfangsphase von Problemstellungen konzentrieren und nur erste Ansätze skizzieren. Denn natürlich ist das Thema «Intellectual Property» sehr wichtig und die Unternehmen müssen sich bewusst sein, ab wann Ideen schützenswert sind. Das ist dann der Moment für den nächsten Schritt, bei dem man die Innovationsaktivitäten gewissermassen «hinter geschlossenen Türen» fortsetzt.

Hast du Tipps für Unternehmen, um erfolgreich innovativ zu sein?

Aus meiner Sicht ist es bereits sehr wertvoll, wenn Unternehmen eine Problemstellung oder einen Bedarf klar identifizieren können. Danach ist es wie bereits erwähnt sehr wichtig, mit einer gewissen Hartnäckigkeit dranzubleiben, nach möglichen Ansätzen zu suchen sowie potenzielle Kollaborationen zu prüfen. Zudem sollte die Kundensicht schon zu Beginn im Fokus sein. Das Management der Unternehmen sollte sich bewusst sein, dass ihre Mitarbeitenden viele gute Ideen mit Innovationsgehalt haben. Es lohnt sich diese Ideen aufzunehmen, die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen und dafür zu sorgen, dass sie nicht dem operativen Tagesgeschäft zum Opfer fallen. Sobald die erste Hürde genommen ist und konkrete Ansätze vorliegen, verfügen viele Unternehmen über die geeigneten Werkzeuge, um ihre Innovationsprojekte erfolgreich voranzutreiben.

Innovation Booster Photonics

Swissmem ist das Leading House für den Innovation Booster Photonics, der von Innosuisse unterstützt wird. Er setzt sich zum Ziel, eine offene Innovationskultur zu fördern, Akteure aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen und Raum für die interdisziplinäre Kollaboration zu schaffen. Weitere Information zum Programm und den Angeboten finden Sie hier: https://www.ntnphotonics.ch/

Für Informationen und Fragen dürfen Sie sich gerne an Selina Casutt, s.casuttnoSpam@swissmem.ch, wenden.

 

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Letzte Aktualisierung: 08.06.2023