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«Die Wirtschaft hat einen guten Job gemacht»

Die Gefahr einer Energiemangellage prägte unseren letzten Winter. Noch ist es warm, aber die kalten Monate rücken näher. Auch wenn die Aussichten verhalten optimistisch sind, lohnt es sich für Unternehmen, weitere Energiesparpotenziale zu identifizieren und rechtzeitig umzusetzen. Thomas Weisskopf, Co-Geschäftsführer der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW), weiss, wo es «Quick Wins» gibt.

Die EnAW berät in der Schweiz 4680 Unternehmen darin, Energie zu sparen und CO2-Emissionen zu senken. Hat sich die Nachfrage aufgrund der Energiekrise im letzten Jahr verändert?

Thomas Weisskopf: Ja, deutlich. Wir hatten sehr viele Anfragen von Unternehmen zu den potenziellen Energiemangellagen – was man zur Vermeidung tun kann und wie man sich auf ein allfälliges Eintreten vorbereitet – sowie zu den hohen Strompreisen. Auch die Nachfrage nach Unterstützung bei der Dekarbonisierung und dem effizienten Umgang mit Ressourcen ist gestiegen.

Zeigt sich dies auch in Ihren Zahlen?

Ja.Wir konnten die Energieeffizienz gegenüber dem Vorjahr, als die Kurve etwas abgeflacht war, deutlich steigern. Dafür sehen wir verschiedene Effekte: Corona ist überstanden und unsere Aufrufe zu mehr Massnahmen zur Vermeidung von Mangellagen haben gewirkt. Insbesondere wurden die Anzahl und die Wirkung der betriebsoptimierenden Massnahmen massiv gesteigert.

Welche Massnahmen werden am häufigsten umgesetzt und welche bieten das grösste Einsparpotenzial?

Man muss wirklich unterscheiden zwischen Häufigkeit und Wirksamkeit. Am häufigsten sind Beleuchtungsmassnahmen, zu verdanken dem grossen Fortschritt der LED-Technik. Danach kommt der Infrastrukturgürtel Heizung, Lüftung, Klima und Kälte. Die wirksamsten Massnahmen sind dann aber die Massnahmen im Bereich Prozesswärme sowie Anpassungen an den Prozessen – dies insbesondere bei energieintensiven Firmen.

Die Aussichten für den nächsten Winter sind verhalten optimistisch. Teilen Sie diese Ansicht und warum sollen Unternehmen, trotzt optimistischer Prognosen, dennoch weitere Effizienzmassnahmen umsetzen?

Keine Frage: wegen den Kosteneinsparungen, welche zu holen sind und der nötigen Dekarbonisierung. Die Gefahr einer Mangellage ist auch in den nächsten Jahren latent da. Das heisst, man muss das sehr ernst nehmen und sich auf verschiedene Szenarien, auch die ungeliebten, vorbereiten.

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Energetische Betriebsoptimierungen – Praxisbeispiele, Erfahrungen, typische Potenziale, 2. November 2023, 10.30 bis 12 Uhr

Seit wir im letzten Winter mit einer potenziell drohenden Energiemangellage konfrontiert wurden, sind wir deutlich stärker zu Energiefragen sensibilisiert. Mit der Umsetzung konkreter Betriebsoptimierungsmassnahmen lässt sich der Energieverbrauch in der Firma schnell und kosteneffizient senken. Erfahren Sie im Webinar, welche Massnahmen sich besonders bewährt haben. Wir zeigen Ihnen anschauliche Praxisbeispiele und geben einen Überblick über typische Potenziale, die noch erschlossen werden wollen.

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Welche Unternehmen haben das grösste Energieeinsparpotenzial?

Alle haben Potenzial. In der Wirkung sind es natürlich die energieintensiven und solche, welche vielleicht das «Good Housekeeping» etwas weniger intensiv gemacht haben als andere.

Der erste Schritt, um den Energiebedarf zu senken, ist, Transparenz zu schaffen. Wissen die Unternehmen überhaupt, wo sie am meisten Energie verbrauchen?

Sehr oft nicht. Vor allem die unterschiedlichen benötigten Temperaturniveaus und Abwärmepotenziale sind vielen nicht bekannt. Die Versorgung auf niedrigen Temperaturniveaus und der Einsatz von Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung sind der Schlüssel zur Dekarbonisierung.

Welche 3 Tipps geben Sie Unternehmen, um sich für den nächsten Winter respektive eine drohende Energiemangellage zu wappnen?

Erstens: Investieren Sie in die Energieeffizienz – es zahlt sich auf jeden Fall für Sie aus. Zweitens: Bauen Sie Photovoltaik aus und drittens: Halten Sie ihre Notfallpläne à jour.

Gibt es «Quick Wins», die Sie empfehlen?

Der Technologiewandel und die Digitalisierung ergeben immer wieder neues Potenzial. Die Zitrone ist also längst nicht ausgepresst. Betriebsoptimierende Massnahmen können sicherlich schnell und mit wenigen Investitionen umgesetzt werden. Sie brauchen auch wenig Vorbereitung, müssen aber trotzdem durchdacht sein.

Was sind Ihre persönlichen «Lessons Learnt» aus dem letzten Winter?

Ich finde, die Wirtschaft hat einen guten Job gemacht. Sie hat schnell gehandelt. Dafür darf man sie auch mal loben. Dank unserer etablierten Organisation EnAW, die über 9000 Betriebstätten umfasst, konnten die Unternehmen schnell deutliche Einsparungen erzielen. Dafür sind auch gute und unkomplizierte politische Rahmenbedingungen nötig, die ein eigenverantwortliches Handeln der Unternehmen unterstützen.

Haben Sie Fragen zu Energiethemen? Philipp Bregy, Ressortleiter Energie bei Swissmem berät Sie gerne (nur für Swissmem-Mitglieder).

Weitere Zahlen und Fakten lesen Sie im aktuellen Leistungsnachweis der EnAW.

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Letzte Aktualisierung: 29.08.2023