Wie beurteilen Sie die Rolle von CCUS-Technologien in der Schweizer Klimastrategie bis 2050?
Kurz: Wenn man Netto-Null ernst nimmt, wird CCUS zur Zielerreichung zwangsläufig eine Rolle spielen. Das hat damit dazu, dass in der Industrie und Kehrrichtverbrennungsanlagen CO2-Emissionen anfallen, die nicht vermieden werden können. CCUS kommt damit eine strategisch wichtige Rolle in der Schweizer Klimastrategie zu.
Wie engagiert sich der VSG bezĂĽglich CCUS konkret?
Die Schweizer Gaswirtschaft sieht sich als Kompetenzzentrum im Umgang mit Gas, das transportiert wird. CO2 ist ein Gas mit spezifischen Eigenschaften. Da gibt es viele offene Fragen, etwa was die technischen, rechtlichen, verfahrensmässigen sowie ökonomischen Rahmenbedingungen anbelangt. Das kann nur im Dialog aller relevanter Akteure gelöst werden.
Der VSG versucht, diese an einen Tisch zu bringen, etwa mit dem CO2-Kongress, der international ausgerichtet ist und starke Partner aus der Wirtschaft hat. Die Gasbranche kann hier entsprechende Expertise etwa im Planen, Bauen und Betreiben von Transportleitungen einbringen.
Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie bei der Umsetzung von CCUS-Projekten in der Schweiz?
Es gibt für CO2 derzeit kein Geschäftsmodell. Regulatorisch wird es als Abfall behandelt. Zu den Herausforderungen gehören entsprechend die hohen Kosten der Technologie der Abscheidung und des Transports, die Infrastruktur und die fehlende Wirtschaftlichkeit. Es fehlen Rahmenbedingungen aller Art – damit einher gehen grosse Unsicherheiten.
Chancen sehe ich insbesondere hinsichtlich des Technologieexports und Innovation. Die Schweiz verfĂĽgt ĂĽber Firmen, die global fĂĽhrend in diesem Bereich sind. Zudem gibt es Potential fĂĽr internationale Kooperationen mit Speichernationen wie Norwegen oder Kanada.
Wo steht die Schweiz in technologischer Hinsicht?
Die Schweiz gehört im Bereich der Forschung zur Spitze. Namentlich die ETH, EPFL, Empa und weitere Institutionen leisten bedeutende Beiträge zur CO₂-Abscheidung und Nutzung. Auch hiesige Startups wie Climeworks oder Synhelion gelten international als Pioniere. Es laufen aktuell Pilotprojekte, die wir mit Spannung verfolgen. Was die konkrete Umsetzung von Projekten angeht, ist man jedoch noch sehr zurückhaltend. Das Beispiel von Climeworks zeigt, wie anspruchsvoll der Business Case aktuell ist.
Gibt es internationale Best Practices, die der Schweiz als Vorbild dienen können?
Ein Ziel des CO2-Kongresses ist es, eine Plattform zu schaffen, um internationale Entwicklungen zu verfolgen, solche Best Practices zu eruieren und zu nutzen. Am 26. August in Bern haben wir unter anderem Vertreter aus Kanada und Norwegen als Referenten gewinnen können, beides Länder, die CCUS bereits umsetzen.
Schweizer CO2-Kongress
Zusammen mit seinen Kooperationspartnern aus der Privatwirtschaft, cemsuisse, scienceindustries, IGEB, economiesuisse und Swissmem, lanciert der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) am 26. August 2025 den zweiten Schweizer CO2-Kongress, als Plattform fĂĽr den Austausch zwischen Praxis, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung.
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