Der ehemalige US-Botschafter Edward McMullen war voll des Lobes für die Schweiz: «Die Schweiz hat grossartig investiert – in Qualität, in Arbeitsplätze und in ihre Beziehungen zu den USA. Gerade deshalb dürfe die Schweiz nicht auf eine Stufe mit anderen Ländern gestellt werden. Sie sollte nicht mit Zöllen bestraft werden», sagte McMullen.
«Die Schweiz hat es besser gemacht – das wird in Washington wahrgenommen.»
Die Reaktion des Bundesrats auf die US-Zollankündigung sei «brillant» gewesen – ruhig, sachlich und vorausschauend. Damit habe sich die Schweiz als verlässliche Partnerin positioniert und sich deutlich von der EU abgehoben. «Die EU steht im Moment nicht gut da. Die Reaktion von Kommissionspräsidentin von der Leyen war falsch. Die Schweiz hat es schlicht besser gemacht. Und das wird in Washington wahrgenommen, meinte Botschafter McMullen.»
Er betonte auch, dass die Schweiz bei einem möglichen Abbau der Zusatzzölle Priorität habe. Langfristig solle ein Zustand angestrebt werden, in dem zwischen den beiden Ländern gar keine Zölle mehr existieren. Das könne in zwei Phasen geschehen: Zuerst zurück zum vorherigen Zustand und dann die (Wieder-)Aufnahme von Verhandlungen über ein umfassendes Freihandelsabkommen.
Unternehmer wollen realistische Zeitpläne
In der anschliessenden Fragerunde stand vor allem die praktische Umsetzung im Zentrum. Unternehmerinnen und Unternehmer erkundigten sich nach realistischen Zeitplänen, nach dem weiteren Vorgehen der US-Regierung und nach möglichen Ausnahmeregeln, z.B. bei Stahl- und Aluminiumprodukten. McMullen zeigte sich zuversichtlich: «In der ersten Amtszeit haben wir für Schweizer Unternehmen erfolgreiche Ausnahmen verhandeln können. Ich erwarte, dass wir einen ähnlichen Weg wieder beschreiten werden.»
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«Das duale Bildungssystem der Schweiz ist grossartig.»
Auch die Frage nach der lokalen Produktion in den USA wurde angesprochen. McMullen räumte ein, dass der Fachkräftemangel bereits in der ersten Amtszeit von Präsident Trump ein Problem gewesen sei. Die jetzige Administration habe nun gezielte Ausbildungsinitiativen gestartet, etwa für legale Einwanderer oder Kriegsveteranen. Man sei dabei, die nötigen Strukturen aufzubauen.
McMullen zeigte sich beeindruckt von der Schweizer Berufsbildung: «Das duale Bildungssystem ist grossartig, aber in den USA blockieren Gewerkschaften und Lehrerverbände oft die Umsetzung.» Daher solle man sich zunächst auf andere Themen konzentrieren, bei denen ein rascher Fortschritt möglich sei.
Zum Schluss betonte McMullen die Rolle des Dialogs – nicht nur auf Regierungsebene, sondern auch zwischen Wirtschaftspartnern.
Beidseitige Zuversicht weckt Hoffnung
Die Schweizer Unternehmen zeigten sich im Gespräch mit Edward McMullen engagiert, interessiert und lösungsorientiert. Es herrscht keine Panik, aber eine spürbare Sorge um die Verlässlichkeit und Planbarkeit im transatlantischen Handel. Gleichzeitig wurde deutlich: Die Schweiz geniesst in Washington Anerkennung. Jetzt gilt es, diese Ausgangslage klug zu nutzen.
Rahmenbedingungen im Inland verbessern
Der Blick muss stets auch nach innen gerichtet werden. Gerade in herausfordernden Zeiten gilt es, die Rahmenbedingungen im Inland so gut wie möglich zu gestalten. Weitere Regulierungen sowie zusätzliche Belastungen des Bundeshaushalts müssen vermieden werden. Zudem braucht es eine Verlängerung der maximalen Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate. Das würde es unseren Unternehmen ermöglichen, das Geschäft rasch wieder hochzufahren, wenn sich die Auftragslage verbessert. Zudem können wertvolle Fachkräfte im Betrieb gehalten und müssen nicht entlassen werden.
Botschafter Ivo Germann, Leiter der Direktion für Aussenwirtschaft am Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO) zeigte sich über die Zollankündigung – in dieser Höhe – überrascht. Angesichts der Gespräche, die seither zwischen der US- und Schweizer Administration stattgefunden haben, fühlt er sich ermutigt. Es werden langfristige Lösungen mit unserer wichtigen Handelspartnerin der USA angestrebt. Germann betonte, wie wichtig das Engagement der Schweiz in den USA ist: Unter anderem ist die Schweiz die 6. grösste Direktinvestorin in den USA, Schweizer Unternehmen in den USA zahlen die höchsten Löhne tragen mit technologischer Innovation und Ausbildungsinitiativen zum Wohlstand in den USA bei.