An der Umfrage beteiligten sich fast ein Viertel der über 1'400 Swissmem Mitgliedfirmen, womit ein statistisch robustes Ergebnis vorliegt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schweizer Tech-Industrie breit von den US-Zöllen betroffen ist: Zwei Drittel der Mitgliedfirmen exportieren Güter von der Schweiz in die USA. Für mehr als die Hälfte der Unternehmen (52%) ist der US-Markt von erheblicher Bedeutung. Sie erzielen dort über 10 Prozent ihres Umsatzes. Bei einem Viertel sind es sogar über 20 Prozent. Falls die Zölle tatsächlich umgesetzt werden, wären die Konsequenzen substanziell:
Auswirkungen des 31%-Zolls in Abhängigkeit vom Exportanteil
- Über ein Viertel der Firmen (26%) erwartet starke Auswirkungen. Konkret könnten sie die Zollkosten nicht auf die Kunden überwälzen, was voll zulasten der eigenen Marge ginge. Bei 13 Prozent der Unternehmen würden diese Zölle zu einem totalen Geschäftsabbruch in den USA führen.
- Rund ein Drittel der Firmen (32%) rechnet mit mittelschweren Konsequenzen, denn sie könnten die Zollkosten nur teilweise auf die Kunden überwälzen.
- Nur ein Viertel der Unternehmen geht von keinen oder geringen Auswirkungen aus. Sie könnten die Zollkosten grösstenteils weitergeben oder verfügen über Produkte, die über ein Alleinstellungsmerkmal verfügen und für die es in den USA deshalb keine Konkurrenz gibt.
Zölle wirken kaum als Investitionsanreiz
Zurzeit verfügt knapp über ein Drittel (37%) der befragten Firmen über eine Niederlassung in den USA. Deren Aktivitäten umfassen Vertrieb (89% der Betriebe), Service (70%) sowie Forschung und Entwicklung (20%). Eine eigene Produktion haben 34 Prozent der Unternehmen und 29 Prozent führen vor Ort Montagearbeiten durch. Typischerweise sind vor allem grosse Unternehmen mit einer Niederlassung in den USA präsent (84% der Firmen). Hingegen trifft dies nur für einen Viertel der KMU zu, die Geschäftsbeziehungen mit den USA unterhalten.
Bekanntlich will die US-Regierung mit ihrer Zollpolitik den Wiederaufbau der eigenen Industrie befeuern. Von besonderem Interesse ist daher, ob die Zölle einen Anreiz für vermehrte Investitionen in den USA auslösen würden. Bei der überwiegenden Mehrheit der Swissmem Mitgliedfirmen ist dies nicht der Fall. Insgesamt planen lediglich 14 Prozent der Firmen, in eine eigene Produktion zu investieren oder prüfen derzeit ein solches Engagement. Selbst die Grossunternehmen zeigen sich in dieser Frage zurückhaltend.
Aufbau / Ausbau einer Produktion in den USA abhängig von der Firmengrösse
Zwischen Frustration und Hoffnung auf Verhandlungslösung
Neben den quantitativen Ergebnissen erlauben die zahlreichen, spontan eingereichten Kommentare einen Einblick in das Stimmungsbild in der Tech-Industrie. Besonders deutlich kommt eine grosse Verunsicherung zum Ausdruck. Diese Zusatzzölle würden nicht nur isoliert wirken, sondern in Kombination mit weiteren Unsicherheitsfaktoren die Investitionstätigkeit weltweit hemmen. Zudem befürchten viele nicht direkt betroffene Unternehmen, dass sie indirekt über Kunden und Lieferketten erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden.
Gegen Investitionen in den USA sprechen für viele Firmen das unsichere wirtschaftliche Umfeld. Zudem fehlen vor Ort die notwendigen Fachkräfte. Einzelne Firmen erwägen sogar einen Investitionsstopp oder gar einen Rückzug aus dem US-Markt.
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Auf diplomatischer Ebene unterstützen die Unternehmerinnen und Unternehmen der Tech-Industrie das bisherige Vorgehen des Bundes. Sie hoffen auf eine Verhandlungslösung und sehen eine Chance für eine strategisch kluge Positionierung der Schweiz. Sie erwarten intensive diplomatische Bemühungen, um Ausnahmeregelungen oder sogar ein Freihandelsabkommen zu erreichen. Gegenzölle werden generell als ineffektiv und potenziell schädlich eingestuft.
Und schliesslich reflektieren einzelne Kommentare die grosse emotionale Belastung in vielen Unternehmen, die sich in einem wirtschaftlich und geopolitisch zunehmend schwierigen Umfeld behaupten müssen. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass im Inland die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verbessert werden. Zur Unterstützung der Exportindustrie müssen bürokratische Hürden abgebaut und neue, kostentreibende Regulierungen verhindert werden. Gleichzeitig braucht es zusätzliche Freihandelsabkommen, um den Marktzugang für die Unternehmen zu erleichtern. Dafür setzt sich Swissmem auf allen Ebenen ein.