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US-Zölle würden Schweizer Tech-Industrie empfindlich treffen

Eine neue Swissmem-Umfrage zeigt, dass die angedrohten US-Zölle von 31 Prozent zahlreiche Firmen hart treffen würden. Die direkte Folge für die Schweizer Tech-Industrie wäre eine stark verminderte Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt. Aber auch die indirekte Wirkung über weite Teile der Wertschöpfungsketten fiele spürbar ins Gewicht. Die Zusatzzölle treten am 9. Juli in Kraft, falls es der Schweiz nicht gelingt, sie noch abzuwenden.

An der Umfrage beteiligten sich fast ein Viertel der ĂĽber 1'400 Swissmem Mitgliedfirmen, womit ein statistisch robustes Ergebnis vorliegt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schweizer Tech-Industrie breit von den US-Zöllen betroffen ist: Zwei Drittel der Mitgliedfirmen exportieren GĂĽter von der Schweiz in die USA. FĂĽr mehr als die Hälfte der Unternehmen (52%) ist der US-Markt von erheblicher Bedeutung. Sie erzielen dort ĂĽber 10 Prozent ihres Umsatzes. Bei einem Viertel sind es sogar ĂĽber 20 Prozent. Falls die Zölle tatsächlich umgesetzt werden, wären die Konsequenzen substanziell: 

Auswirkungen des 31%-Zolls in Abhängigkeit vom Exportanteil

  • Ăśber ein Viertel der Firmen (26%) erwartet starke Auswirkungen. Konkret könnten sie die Zollkosten nicht auf die Kunden ĂĽberwälzen, was voll zulasten der eigenen Marge ginge. Bei 13 Prozent der Unternehmen wĂĽrden diese Zölle zu einem totalen Geschäftsabbruch in den USA fĂĽhren.
  • Rund ein Drittel der Firmen (32%) rechnet mit mittelschweren Konsequenzen, denn sie könnten die Zollkosten nur teilweise auf die Kunden ĂĽberwälzen.
  • Nur ein Viertel der Unternehmen geht von keinen oder geringen Auswirkungen aus. Sie könnten die Zollkosten grösstenteils weitergeben oder verfĂĽgen ĂĽber Produkte, die ĂĽber ein Alleinstellungsmerkmal verfĂĽgen und fĂĽr die es in den USA deshalb keine Konkurrenz gibt.    

Zölle wirken kaum als Investitionsanreiz

Zurzeit verfügt knapp über ein Drittel (37%) der befragten Firmen über eine Niederlassung in den USA. Deren Aktivitäten umfassen Vertrieb (89% der Betriebe), Service (70%) sowie Forschung und Entwicklung (20%). Eine eigene Produktion haben 34 Prozent der Unternehmen und 29 Prozent führen vor Ort Montagearbeiten durch. Typischerweise sind vor allem grosse Unternehmen mit einer Niederlassung in den USA präsent (84% der Firmen). Hingegen trifft dies nur für einen Viertel der KMU zu, die Geschäftsbeziehungen mit den USA unterhalten.

Bekanntlich will die US-Regierung mit ihrer Zollpolitik den Wiederaufbau der eigenen Industrie befeuern. Von besonderem Interesse ist daher, ob die Zölle einen Anreiz fĂĽr vermehrte Investitionen in den USA auslösen wĂĽrden. Bei der ĂĽberwiegenden Mehrheit der Swissmem Mitgliedfirmen ist dies nicht der Fall. Insgesamt planen lediglich 14 Prozent der Firmen, in eine eigene Produktion zu investieren oder prĂĽfen derzeit ein solches Engagement. Selbst die Grossunternehmen zeigen sich in dieser Frage zurĂĽckhaltend. 

Aufbau / Ausbau einer Produktion in den USA abhängig von der Firmengrösse

Zwischen Frustration und Hoffnung auf Verhandlungslösung

Neben den quantitativen Ergebnissen erlauben die zahlreichen, spontan eingereichten Kommentare einen Einblick in das Stimmungsbild in der Tech-Industrie. Besonders deutlich kommt eine grosse Verunsicherung zum Ausdruck. Diese Zusatzzölle wĂĽrden nicht nur isoliert wirken, sondern in Kombination mit weiteren Unsicherheitsfaktoren die Investitionstätigkeit weltweit hemmen. Zudem befĂĽrchten viele nicht direkt betroffene Unternehmen, dass sie indirekt ĂĽber Kunden und Lieferketten erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden.  

Gegen Investitionen in den USA sprechen fĂĽr viele Firmen das unsichere wirtschaftliche Umfeld. Zudem fehlen vor Ort die notwendigen Fachkräfte. Einzelne Firmen erwägen sogar einen Investitionsstopp oder gar einen RĂĽckzug aus dem US-Markt. 

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Auf diplomatischer Ebene unterstĂĽtzen die Unternehmerinnen und Unternehmen der Tech-Industrie das bisherige Vorgehen des Bundes. Sie hoffen auf eine Verhandlungslösung und sehen eine Chance fĂĽr eine strategisch kluge Positionierung der Schweiz. Sie erwarten intensive diplomatische BemĂĽhungen, um Ausnahmeregelungen oder sogar ein Freihandelsabkommen zu erreichen. Gegenzölle werden generell als ineffektiv und potenziell schädlich eingestuft. 

Und schliesslich reflektieren einzelne Kommentare die grosse emotionale Belastung in vielen Unternehmen, die sich in einem wirtschaftlich und geopolitisch zunehmend schwierigen Umfeld behaupten müssen. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass im Inland die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verbessert werden. Zur Unterstützung der Exportindustrie müssen bürokratische Hürden abgebaut und neue, kostentreibende Regulierungen verhindert werden. Gleichzeitig braucht es zusätzliche Freihandelsabkommen, um den Marktzugang für die Unternehmen zu erleichtern. Dafür setzt sich Swissmem auf allen Ebenen ein.

Swissmem berät und informiert die Mitgliedfirmen umfassend. Die neuen Zölle treffen sie direkt.
Informationen zu den neuen Einfuhrzöllen der USA

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Letzte Aktualisierung: 12.05.2025