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Swissmem Symposium 2023

Einmal mehr war der Saal im Lake Side in Zürich bis auf den letzten Platz besetzt. Das diesjährige Symposium bot einen breiten Blick auf die aktuellen Herausforderungen für die Fertigungsindustrie, zeigte nebst Analysen Lösungswege auf und vermittelte Inspiration, wie das Risikomanagement angegangen und die Resilienz eines Unternehmens optimiert werden kann. Die Stimmung war gut, fast ein wenig kämpferisch.

Die Publikumsumfragen zu Beginn der Veranstaltung zeigten, dass der allgemeine Geschäftsgang immer noch als befriedigend bis gut beurteilt wird, die aktuellen Unsicherheiten jedoch als gewichtige Herausforderungen wahrgenommen werden. Nichtsdestotrotz war die Stimmung an der Veranstaltung gut. Die Unternehmen haben in der Vergangenheit genug Krisen gemeistert, um darauf zu vertrauen, dass sie auch die derzeitige Situation bewältigen werden.

«Erfolgreich durch unsichere Zeiten – Risikomanagement in der Fertigungsindustrie» war das Thema des 21. Swissmem Symposiums. Nun ist ja Risikomanagement nichts Neues, aber im Vergleich zu früher haben sich mehr Handlungsräume aufgetan und die Situation ist unübersichtlicher geworden. Der Komplexität des Themas wurde an der Veranstaltung durch die Vielfalt an Perspektiven in den Präsentationen Rechnung getragen. Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, aus der Forschung, aus dem Investmentbereich, von Start-ups und Unternehmen kamen zum Zug.

Politische Rahmenbedingungen

Im Eröffnungsreferat ermahnte Swissmem-Präsident Martin Hirzel, das politische Umfeld nicht zu unterschätzen. Die verschlechterten Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU; der Machtkampf zwischen China und den USA; ein immer autokratischeres und unfreundlicheres China und der Subventionswettlauf der USA mit der EU verlangen ein pragmatisches Vorgehen, um die Auswirkungen auf das eigene Geschäft kontrollieren zu können. Dr. Nell Reimann, Head Market und Mitglied der Geschäftsleitung Swissgrid AG, gab einen Einblick in die Aufgaben des Stromnetzbetreibers und betonte in diesem Zusammenhang, dass der Abschluss eines Stromabkommens mit der EU dringend, nötig und unumgänglich sei, um eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Stromversorgung zu gewährleisten.

Konjunktur und Wirtschaft

Gemäss Prof. Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle ETH Zürich, bestätigen seine Indikatoren, dass die Dynamik der Weltwirtschaft auch in der zweiten Jahreshälfte schwach bleiben dürfte. Das trifft die exportorientierte Tech-Industrie jeweils besonders stark. Er zeigt sich jedoch in seiner Prognose für Ende 2024 vorsichtig optimistisch und weist darauf hin, dass die aktuelle Einschätzung der Marktteilnehmer in der Schweiz leicht pessimistischer ist als sich die eigentliche Lage darstellt. Stefania Pigozzi, Abteilungsleiterin Studien & Unternehmenskultur UCIMU, belegt, dass Deutschland, Italien und die Schweiz nun schon über einen längeren Zeitraum sowohl bei der Produktion als auch bei den Exporten von Werkzeugmaschinen zur Weltspitze gehören. Das gelingt, weil die Unternehmen Innovationen auf den Markt bringen, die für ihre Kunden nützlich sind, und sie gleichzeitig die Zuverlässigkeit ihrer Produkte und ein faires Verhältnis zwischen Qualität und Preis gewährleisten. Allerdings häufen sich aussergewöhnliche und dramatische Ereignisse, was die Situation fragil macht; es wird anspruchsvoller, diese Spitzenposition weiterhin zu halten.

Finanzierung und Versicherung

Worauf Kapitalgeber derzeit bei ihren Investitionen achten, führte Dr. Elisabeth Bourqui, CEO & Co-Founder BERG Capital Management, aus. Sie weist insbesondere auf die vier Pfeiler Governance, Future consistency, Robustness and Adaptiveness hin, welche Unternehmen in unsicheren und komplexen Zeiten auszeichnen sollten. Yvonne Pusch, CFO SERV, wiederum stellte das wertvolle Angebot der Schweizerischen Exportrisiko-Versicherung vor, ein vom Bund getragenes Instrument zur Wirtschaftsförderung im Exportbereich.  

Fachkräfte

Das Start-up Rimon Technologies tüftelt daran, digitale Lösungen zu entwickeln, die dem Fachkräftemangel und generell den Folgen von Know-how-Verlust in Unternehmen entgegenwirken. Expertenwissen geht verloren, weil erfahren Mitarbeitende in Rente gehen und jüngere Generationen in ihren beruflichen Lebensläufen vermehrt zu Branchenwechseln neigen, wodurch sie nicht mehr den gleichen Umfang an Wissen aufbauen können. Romina Schöni, Experience Lead, gab einen Einblick in die Möglichkeiten, über Audio- und Video-Aufnahmen wie auch Augmented Reality Wissen zu digitalisieren, dadurch zu erhalten und gezielt weiterzugeben.  

Lieferketten

Dr. Alwin Locker, Managing Director SOLTAR AG, wies zunächst auf den blinden Fleck im Risikomanagement hin, dass nämlich der Mensch dazu neigt, Risiken zu verdrängen und zu vergessen. Doch das kann teuer zu stehen kommen. Bei der Supply-Chain-Resilienz entsteht auch gerne ein Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Zielkonflikten (Finanzierungsbedarf) und dem langfristigen Optimum. Zentrale Faktoren für eine erfolgreiche Resilienz sind aus seiner Sicht Leadership und eine klare Kommunikation sowie befähigte Mitarbeitende, die selbstverantwortlich handeln. Und nicht zu vergessen: heute stehen auch hier digitale Tools zur Verfügung, um Lieferketten stabiler zu gestalten, zum Beispiel die Web-Applikation «Total-Cost-of-Resilience». Dr. sc. Michael Gloor, CEO Correntics AG, ist mit seinem Start-up auf die Identifizierung der Auswirkungen von Klima- und Wetterrisiken auf Lieferketten spezialisiert. Er zeigte anhand von Beispielen exemplarisch auf, wie ein proaktives Risikomanagement gestaltet werden kann.

Blick in die Praxis

Was all dies im Unternehmensalltag bedeutet, führte Marc Desrayaud, CEO Mikron Group, in seiner Präsentation zum Umgang mit der Komplexität aus. Die Herausforderungen sind nicht neu, aber sie haben sich kumuliert. Er zählt einige auf: Die Geschäfte mit Russland liefen gut, dann kam der Krieg. Alle wollten nach China, heute überlegt man sich das zweimal. Eine Lean-Produktion nützt nur begrenzt, wenn benötigte Komponenten nicht erhältlich sind. In Zeiten der Digitalisierung wird der Schutz des Know-hows immer aufwändiger. Fachkräfte zu finden ist schwieriger geworden und man wird bei den jüngeren Generationen mit veränderten Ansprüchen konfrontiert, so hat beispielsweise die Reisebereitschaft deutlich abgenommen.

Technologie

Wurde schon in vorgängigen Präsentationen aufgezeigt, wie die Digitalisierung beispielsweise bei der Stabilisierung von Lieferketten oder dem Fachkräftethema zu Lösungen beitragen kann, ging Professor Dr. Luca Maria Gambardella, Pro-Rektor Innovation &Wirtschaftsbeziehungen, USI, Lugano, zum Schluss der Veranstaltung auf die Künstliche Intelligenz ein. Er zeigte auf, wo die Technologie in den Einsatzbereichen Predictive Maintenance, Quality Control, Supply Chain Optimization, Predictive Sales / Customer Churn, oder Automated Processes aktuell steht und welche Möglichkeiten sich dadurch für Industrieunternehmen eröffnen.

Die rundum gelungene Veranstaltung schloss mit einem Apéro, der nochmals ausgiebig für Austausch, Networking und den Besuch der Stände genutzt wurde.

Reservieren Sie sich das Datum!

Das nächste Symposium findet am 29. August 2024 im Lake Side in Zürich statt. 

 

Impressionen vom Symposium 2023

 

 

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Letzte Aktualisierung: 04.09.2023