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Advanced Manufacturing, Artificial Intelligence oder neue Energietechnologien: ohne Halbleiter geht nichts

Kaum eine Technologie kommt heute ohne Halbleiter aus. In praktisch allen Industrie- und Anwendungsbereichen ermöglichen sie eine signifikante Weiterentwicklung und führen zu enormen Produktivitäts- und Leistungssteigerungen. Damit sind Computerchips gerade auch für die Schweizer Industrie ein Schlüsselbaustein, um den internationalen Spitzenplatz im Innovationsranking zu verteidigen. Maximilian P. Rothenberger von Spacetek Technology AG im Interview.

Die Fertigung von Halbleitern ist eine komplexe Wertschöpfungskette mit vielen Prozess- und Fertigungsschritten. Weshalb ist die Schweizer Industrie in diesem Bereich hervorragend aufgestellt?

Maximilian P. Rothenberger: Die Schweiz spielt in der Halbleiterfertigung sowohl in der Entwicklung wie auch als Lieferantin von Schlüsseltechnologien eine führende Rolle. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass es hierzulande zahlreiche innovative Unternehmen und Start-ups gibt, die sich durch Kernkompetenzen wie Präzision und Qualität auszeichnen, welche gerade für die Halbleiterproduktion absolut entscheidend sind.

Entscheidend ist aber auch die Beteiligung von weltweit führenden Universitäten wie die ETH Zürich, die EPFL oder von Forschungsinstituten wie das CSEM an der Entwicklung neuer Halbleitertechnologien. Das kooperative Innovationsumfeld in der Schweiz, welches die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung fördert, beschleunigt die Entwicklung und Industrialisierung neuer Technologien.

Welche Entwicklungen sind derzeit in diesem Bereich für die Schweiz ausschlaggebend?

Aktuell sind dies Entwicklungen in den Schlüsselbereichen Vakuumtechnik, Sensorik, Messtechnik, Automatisierungstechnik, Ventiltechnik oder Maschinen- und Anlagenbau. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Forschung im Bereich des Chip-Designs an der ETH, EPFL und dem CSEM sowie die Förderung der Grundlagenforschung im Rahmen der SwissChip Initiative des SBFI.

Spacetek liefert hochauflösende, robuste und schnelle Massenspektrometer, die auch in der Halbleiterfertigung eingesetzt werden können. Weshalb sind diese Produkte ein Innovationstreiber?

In den Prozesskammern der Halbleiterhersteller werden hochkorrosive Gase verwendet, was eine Herausforderung für die Produktion darstellt. Früher wurde oft nach dem Prinzip von «Trial and Error» gearbeitet, unterstützt durch einfache Sensoren, um Einblick in die Fertigungsprozesse zu gewinnen. Heutzutage jedoch ist das Hauptproblem, dass die bestehenden Analysegeräte den Herausforderungen der modernen Halbleitertechnologien und den immer kleiner werdenden Prozessknoten (3nm, 2nm usw.) nicht mehr gewachsen sind.

Hier kommen die Produkte von Spacetek ins Spiel. Die Erfahrung in der Herstellung von «Time of Flight»-Massenspektrometern aus der Raumfahrttechnologie ermöglicht uns die Entwicklung von Analysegeräten, die robust und beständig sind, selbst unter hochkorrosiven Bedingungen wie diese in der Halbleiterfertigung auftreten.

Diese Technologie erlaubt die direkte Analyse der Moleküle in der Prozesskammer, unabhängig von optischen Signalen. Das führt zu einer präziseren Steuerung der Produktionsprozesse und kann dazu beitragen, den Ausschuss zu minimieren, was wiederum die Kostenstruktur in der Herstellung wesentlich verbessert.

Wie stärkt Spacetek die eigene Innovationsfähigkeit? Gibt es in der Schweizer Förderlandschaft resp. Industrieunterstützung Schwachstellen?

Wir haben unsere Wurzeln in der Raumfahrttechnik und beteiligen uns 2024 wiederum mit einer Komponente unserer Produkte an zwei Raumfahrtmissionen. Diese Technologien finden auch in der Halbleiterindustrie Anwendung, wo Kunden die robuste, kompakte Bauweise der Spacetek-Produkte schätzen. Wir legen zudem Wert auf die Förderung von Talenten und es ist uns ein Anliegen, hochqualifizierte Forschende in der Schweiz zu halten und ihre Expertise in der Industrie zu nutzen.

Weiter wichtig ist die finanzielle Förderung vor allem junger Unternehmen in systemkritischen Märkten wie der Halbleiterindustrie. Dazu zählen Programme wie diejenigen von Innosuisse; wir schlagen jedoch weitere Massnahmen vor, wie beispielsweise die Einführung eines «Fund of Funds» oder Investitionsmodelle nach dem Vorbild Deutschlands oder der Niederlande. Diese würden Risikokapitalgebern den Rücken stärken und gleichzeitig innovative Unternehmer in der Schweiz halten.

Die Schweizer Förderlandschaft ist also im Grundsatz zwar sehr gut und ein eigentliches Erfolgsmodell, braucht in der aktuellen Situation mit starkem Franken und internationalen Förderprogrammen, bei denen die Schweiz nicht mithalten kann, wohl gewisse Anpassungen und Ergänzungen.

Die internationale Lage im Bereich der Halbleiterindustrie hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Welchen Einfluss hat dies?

In den letzten zehn Jahren hat die Halbleiterindustrie einen signifikanten Nachfrageanstieg erfahren, was ihre Schlüsselrolle für Zukunftstechnologien wie KI, IoT oder fortschrittliche Mobilität und weitere unterstreicht. Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China akzentuieren die Bedeutung der Halbleitertechnologie in der globalen Wirtschaft.

Unser Unternehmen profitiert vom «Swiss Made»-Gütesiegel und der Attraktivität des Standorts Schweiz. Wir verzeichnen eine steigende Nachfrage und können unseren Zielmarkt erweitern. Insbesondere bei Herausforderungen in der Produktionseffizienz besteht eine hohe Innovationsbereitschaft in der Halbleiterindustrie. Der Wettbewerb um die beste Technologie und das Prinzip «Data Talks» (im Sinne von: «Bringst du Fakten, sind wir bereit mit dir zu arbeiten») bieten Chancen für unser Start-up.

Die Schweiz ist aktuell nicht beim Europäischen Forschungsrahmenabkommen Horizon assoziiert. Was unternimmt Spacetek um in internationalen Projekten vertreten zu sein, resp. um von den verschiedenen Chips-Acts profitieren zu können?

Der Zugang zu internationalen Forschungsprojekten ist für uns entscheidend. Forschungszuschüsse und Kooperationen sind für das Wachstum und den Erfolg eines jungen Unternehmens im Halbleitersektor wie das unsere unerlässlich. Durch das aktive Ausstrahlen schweizerischer Qualität und Zuverlässigkeit auf internationalen Märkten und das Einbringen massgeschneiderter Lösungen direkt beim Kunden vor Ort festigt Spacetek sein Image und verbessert dadurch langfristig die Wahrnehmung, um an zukünftigen Projekten beteiligt zu werden. Gelungen ist uns dies als Komponentenlieferant für Raumfahrtmissionen in Europa und Nordamerika: Wir arbeiten nun auch im Rahmen der LIMS Mission der ESA mit.

Weiter ist die Vernetzung von Firmen und der Austausch untereinander ein wichtiger Faktor; hier nimmt der Industriesektor Semiconductors von Swissmem eine wichtige Rolle wahr, die in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.

Netzwerk Industriesektor Semiconductors

Ist Ihr Unternehmen im Halbleiterbereich tätig und Sie sind interessiert an fachlichem Austausch und an Wissen zu Trends sowie Entwicklungen in der Branche? Hier finden Sie weitere Informationen zum Industriesektor Semiconductors. Für Fragen steht Ihnen Adriaan Spierings, a.spieringsnoSpam@swissmem.ch, gerne zur Verfügung.

 

 

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Letzte Aktualisierung: 30.01.2024