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E-Auto, Wasserstoff oder Hybrid: Worauf müssen sich Schweizer Automobilzulieferer einstellen?

Gut 300 Firmen aus der Schweizer Automobilzulieferindustrie erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 9 Mrd. Franken. Was bedeutet es für sie, wenn die europäische Automobilindustrie zunehmend auf alternative Betriebsstoffe und Antriebssysteme setzt?

Gut 300 Firmen aus der Schweizer Automobilzulieferindustrie erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 9 Mrd. Franken. Rund fünfzehnmal mehr als die schweizerischen Käsereien, fünfmal mehr als die Chocolatiers und immerhin fast die Hälfte der Uhrenindustrie – allesamt Aushängeschilder der Schweiz. Was bedeutet es für sie, wenn die europäische Automobilindustrie zunehmend auf alternative Betriebsstoffe und Antriebssysteme setzt?

In einer völlig anderen Technologie fit werden

Für die Schweizer Produzenten von Komponenten und Subsystemen bringt die Elektromobilität zwar Risiken, aber auch Chancen. Leichtbau, Brennstoffzellen-Technologien, Automatisierung und autonomes Fahren verändern das Anforderungsprofil und schaffen neue Felder für die Zulieferer. Eine Herausforderung liegt darin, dass die Elektrifizierung des Antriebsstrangs nicht einfach der nächste logische Schritt in der Weiterentwicklung konventioneller Fahrzeuge ist. Vielmehr müssen die Betriebe in einer völlig anderen Technologie fit werden, was die Bereitstellung von Ressourcen und Investitionen verlangt. Gleichzeitig muss man im konventionellen Bereich konkurrenzfähig bleiben.

Hinzu kommt gemäss Pavel Hora, Professor für virtuelle Produktion und Umformtechnik an der ETH Zürich: «Von einem Benziner mit 2400 Teilen bleiben im E-Mobil höchstens 400 Teile übrig. Wir werden zudem in Zukunft weniger Autos brauchen, weil man sich diese teilt.»

Wasserstoffzellen als Alternative?

Pavel Hora glaubt übrigens an die Brennstoffzelle, nicht an das Elektroauto. «Ich denke, dass sich die Schweiz im Brennstoffzellenmarkt positionieren könnte. Das, was Tesla mit Elektrofahrzeugen macht, müssten wir mit Wasserstoffzellen schaffen.» Die direkte Verwendung von Wasserstoff in Brennstoffzellen-Fahrzeugen ist verglichen mit batterieelektrischen Fahrzeugen wirkungsgradtechnisch schlechter, man verliert viel Energie – was aber laut Hora nicht dramatisch sei. «Der Antrieb ist trotzdem umweltfreundlicher als E-Motoren, auch wegen der Produktion, allerdings noch teuer», meint er.

Stärken der Schweizer Zulieferer

«Die grösste Herausforderung für die Zulieferer ist es, zu entscheiden, welche Zukunftsszenarien man im Auge behält. Niemand kann sicher sagen, welcher alternative Antrieb sich etablieren wird – auch nicht wann und in welchem Ausmass», so Anja Schulze, Professorin für Technology and Innovation Management am Swiss Center for Automotive Research. Sie rechnet den Schweizer Zulieferern jedoch gute Chancen aus, weil sich die Verbreitung alternativer Antriebe eher evolutionär als revolutionär entwickelt. Man kann nicht von heute auf morgen komplett umstellen. Daher könne sich die europäische Autoindustrie überlegt und strategisch ausrichten, in neue Technologien investieren und neue Marktfelder finden. «In der Schweiz ist die Automobilzulieferindustrie sehr divers. Die Firmen liefern in aller Regel bereits in verschiedene Industrien. Das erleichtert eine weitere Diversifikation oder einen Shift, weil man seine Kompetenz in einem anderen Sektor anwenden kann.»

Zahl der Hybrid- und Elektroautos wächst zweistellig

2017 waren übrigens gemäss Bundesamt für Statistik über 4,5 Millionen Personenwagen auf den Schweizer Strassen unterwegs. Gerade mal gut 14‘500 davon reine Elektrofahrzeuge. Gründe dafür gibt es verschiedene. Noch ist die Reichweite von E-Autos zu gering und die Infrastruktur mangelhaft. Auch der hohe Preis sowie die geringe Modellauswahl halten viele vom Kauf ab. Aber: die Zahl der Hybrid- und Elektroautos wächst jährlich im zweistelligen Bereich. Die Zeitenwende ist im Gange.

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