Startseite Engagement Nachhaltigkeit Netto-Null im Unternehmen: Vom guten Willen zur systematischen Umsetzung
Ansprechpartner  Philipp Bregy Philipp Bregy
Ressortleiter Energie
+41 44 384 48 04 +41 44 384 48 04 p.bregynoSpam@swissmem.ch
Teilen

Netto-Null im Unternehmen: Vom guten Willen zur systematischen Umsetzung

Unternehmen sind gefordert, ihren CO₂-Fussabdruck zu kennen und Reduktionsstrategien umzusetzen. Ein Seminar des WERZ-Instituts der OST – Ostschweizer Fachhochschule vermittelt praxisnahes Wissen und Werkzeuge – speziell für KMU. Roman Ptak von der Bieri Hydraulik AG erzählt, was ihm die Teilnahme gebracht hat.

Spätestens seit der Bestätigung des Netto-Null-Ziels 2050 im Klima- und Innovationsgesetz des Bundes rückt das Thema Netto-Null für Unternehmen immer stärker ins Zentrum. Ob aus regulatorischer Pflicht, wegen steigender Kundenerwartungen oder als strategischer Wettbewerbsvorteil – Unternehmen sind zunehmend gefordert, ihren CO₂-Fussabdruck zu kennen, glaubwürdige Reduktionspfade zu entwickeln und Nachhaltigkeit in ihrer Organisation zu verankern.

Doch wie gelingt der Einstieg in ein komplexes Thema, das sowohl technisches Know-how, kulturellen Wandel und unternehmerische Entscheidungen erfordert? Genau hier setzt das Seminar «Netto-Null in Unternehmen» des WERZ-Instituts der OST – Ostschweizer Fachhochschule an. Es vermittelt praxisnahes Wissen, konkrete Werkzeuge und eine realistische Einordnung der betrieblichen Handlungsfelder – speziell zugeschnitten auf KMU.

Einer, der diesen Weg schon gegangen ist, ist Roman Ptak, Co-Geschäftsführer der Bieri Hydraulik AG. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen im Seminar, den Veränderungen im Unternehmen – und davon, warum Nachhaltigkeit vor allem ein strategisches Führungsthema ist.

Was hat Sie damals dazu bewegt, am Seminar der Fachhochschule OST zum Thema «Netto-Null in Unternehmen» teilzunehmen?

Roman Ptak: Das Thema Nachhaltigkeit bewegt uns schon länger, wir haben auch schon einige Massnahmen umgesetzt, z.B. eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert und E-Autos angeschafft. Dies waren gute Entscheide, aber die Systematik dahinter hat gefehlt. Was uns fehlte, war Fachwissen und Werkzeuge, um Nachhaltigkeit zielgerichtet anzugehen. 

Welche Erkenntnisse oder Impulse aus dem Seminar haben Sie besonders inspiriert oder weitergebracht?

Wir haben gesehen, dass alle mit den gleichen oder ähnlichen Problemen kämpfen. Wo fange ich an und wie? Was macht Sinn und wo ist Aufwand und Ertrag nicht im Gleichgewicht? Wie bewege ich eine Organisation dazu, neben finanziellen auch diejenigen Aspekte zu berücksichtigen, welche sich nicht unmittelbar im Umsatz oder im Gewinn niederschlagen? Für mich war es gut zu sehen, dass schon mit kleinen Anpassungen eine grosse Wirkung erzielt werden kann (z.B. bei der Druckluft, Vorlauftemperatur der Heizung, etc.). Aber ich habe auch gesehen, dass bei vielen Mitarbeitenden und insbesondere bei jenen aus dem Kader oder der GL ein Umdenken stattfinden muss und das alte Gewohnheiten geändert werden müssen. Und dass dies nicht einfach sein wird.

Gab es konkrete Massnahmen oder Projekte, die Sie in Ihrem Unternehmen nach dem Seminar angestossen haben?

Zuerst haben wir innerhalb unserer Nachhaltigkeitsgruppe, deren Mitglieder aus allen Bereichen der Firma bestehen (auch aus der GL) eine GesamtĂĽbersicht der Themen erstellt. Da Nachhaltigkeit im Sinne des Environmental, Social and Governance (ESG) nicht nur die Umwelt betrifft, kamen insbesondere auch Themen aus dem Bereich «Social» zur Sprache. 

Aus allen diesen Bereichen haben wir eine Auswahl von wenigen aber für uns wichtigen Themen getroffen, die wir zuerst angehen wollen. Wir haben z.B. festgestellt, dass ein grosser Teil des CO2-Ausstosses durch unsere Produkte bzw. durch das verwendete Rohmaterial verursacht wird. Deshalb haben wir einen Vortrag in Zusammenarbeit mit der Uni Luzern zum Thema Ecodesign organisiert, um unsere Ingenieurinnen und Ingenieure darauf zu sensibilisieren. Ein weiteres Thema ist der Stromverbrauch unserer Maschinen und Prüfstände. Wir prüfen, wie wir den Verbrauch pro Maschine messen können, um entsprechende Massnahmen ergreifen zu können.

Wie hat sich Ihre Sicht auf das Thema «Netto-Null» durch die Teilnahme verändert?

Für mich persönlich hat sich an meiner Einstellung nichts geändert, da mir schon vorher das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz wichtig war. Was sich verändert hat, ist die Vorgehensweise, wie wir heute Themen angehen. Es ist wichtig, zuerst Zahlen/Fakten zu kennen, bevor man anfängt, Massnahmen umzusetzen. Manchmal erweist sich ein scheinbar grosses Problem beim genauen Hinschauen als relativ klein und andersherum kann es sein, dass etwas, das bisher vernachlässigt wurde, einen grossen Einfluss auf den CO2-Fussabdruck haben kann.

Wem würden Sie das Seminar empfehlen – und warum?

Das Seminar ist gut geeignet, um sich einen Überblick über die Thematik zu verschaffen und die Werkzeuge zu erlernen, die man benötigt. Da die Nachhaltigkeit jedoch kein statisches Thema ist und die Anforderungen sich mit der Zeit ändern (z.B. durch die Gesetzgebung), ist es wichtig, sich auch danach weiterzubilden. Ich würde mir einen Vertiefungskurs wünschen.

Ich empfehle dieses Seminar vor allem denen, die wichtige Entscheidungen treffen können und mĂĽssen, z.B. Mitgliedern der GL. Um das Thema mit der Ernsthaftigkeit anzugehen, die es verdient, mĂĽssen Entscheidungsträger mit im Boot sein. Weiter wĂĽrde ich diesen Kurs auch Nachhaltigkeitsverantwortlichen empfehlen und jenen, die Massnahmen in ihren Abteilungen umsetzen sollen. 

Zum Unternehmen:
Die Bieri Hydraulik AG mit Sitz in Liebefeld bei Bern ist spezialisiert auf hochwertige hydraulische Lösungen fĂĽr Anwendungen bis 1’000 bar. Das Unternehmen fertigt Pumpen und Ventile, standardisiert oder kundenspezifisch, und setzt mit seiner langjährigen Erfahrung erfolgreich auf Schweizer Präzision, Zuverlässigkeit und massgeschneiderte Komponenten. 

www.bierihydraulics.com 

Seminar «Netto-Null in Unternehmen» der OST – Ostschweizer Fachhochschule

Die Veranstaltung richtet sich an KMU und Start-ups und vermittelt ihnen eine kompakte Ăśbersicht, wie sie auf ihr Unternehmen zugeschnittene Massnahmen zur Erreichung des Netto-Null-Ziels entwickeln und umsetzen können und welche regulatorischen Rahmenbedingungen relevant sind. 

Das Seminar bietet den Teilnehmenden wertvolle Strategien und Werkzeuge mit hohem Praxisbezug auf dem Weg zu «Netto-Null». 

Dauer: 4 Tage
Start: 23. Oktober 2025

Programm und Anmeldung

Veranstaltungen und Bildungsangebote

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Letzte Aktualisierung: 01.09.2025